Feine Eigenheiten

Bei dieser stimmig ausbalancierten «Winterreise» wird der Tenor von einer Gitarre begleitet.

Ausschnitt aus dem CD-Cover

Mehr als 50 Einspielungen gibt es schon von Franz Schuberts Winterreise – für eine weitere Aufnahme sollten gute Gründe gegeben sein. André Fischer (Gitarre) und Raphaël Favre (Tenor) argumentieren mit dem «Meisterwerk». Die Besonderheit aber liegt eher bei der Gitarre, die in diesem Fall das gewohnte Klavier ersetzt. Fischer hat sich bei seiner Transkription an den Übertragungen des deutschen Gitarristen Tilman Hoppstock sowie an denen des Japaners Masanobu Nishigaki orientiert. Hoppstock spielte zwölf Lieder der Winterreise auch schon ein mit dem bekannten Tenor Christoph Prégardien (Christophorus 77352, 2011).

Von einer Innovation kann man also nicht sprechen – wohl aber von einer besonderen Bereicherung des CD-Regals! Nichts Erzwungenes oder Forciertes hat diese komplette Winterreise mit allen 24 Liedern an sich. Alles klingt natürlich. Der gerade Ton Raphaël Favres trägt seinen Teil dazu bei. Nichts von kitschiger Melodramatik und billigem Vibrato in der Gesangspartie, die sich dem verbindlich-persönlichen Ton der Gitarre anschmiegt. Bernhard Hanke, der Tontechniker, findet exakt das richtige Verhältnis von Intimität und Klangentfaltung. Feiner könnten die dynamischen Verhältnisse zwischen Stimme und Gitarre nicht sein.

Einziger Kritikpunkt: die in Download-Zeiten wichtige Verpackung. Es wimmelt von orthografischen «Eigenheiten», die auch vor einem der grössten Komponisten nicht halt machen. Zu einem «F. Scubert», wie er auf dem CD-Rücken steht, sollte man dennoch greifen. Ruhig auch des Öfteren!

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Franz Schubert: Winterreise. Raphaël Favre, Tenor; André Fischer, Gitarre, Stradivarius STR 33981

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