Neue Wege, neue Töne
Der Berner Musiker Tobias Jundt hat von Berlin aus den internationalen Durchbruch geschafft. Auf dem vierten Album seines Projekts Bonaparte zeigt er sich vielseitiger.
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In der Schweiz schrieb Tobias Jundt einst mit Erfolg Songs für sich und andere Popsänger, aber auch Musik für Jazzbands, Streichquartett und Orchester. 2008 zog er trotzdem nach Berlin, weil man in der Schweiz eigentlich nur mit Mainstream-Popmusik oder in stark subventionierten Genres wie Jazz oder Klassik überleben könne. Er aber wollte in einem Nischenbereich Songs schreiben, die nicht von Mainstream-Radios gespielt werden und deshalb nach einem «viel grösseren Spielfeld» verlangen. Dies ist ihm von Berlin aus geglückt: Er tritt mit seiner Band Bonaparte selbst in fernen Ländern wie China auf, sein neues Album wird sogar in den USA veröffentlicht.
Das vierte Bonaparte-Album ist nicht zufällig selbstbetitelt, denn Tobias Jundt sucht darauf nach neuen künstlerischen Wegen und einem eigenständigeren Ausdruck. Er ist sich offensichtlich bewusst geworden, dass der hektisch-grelle Party-Sound der letzten Alben zwar zu seinen wilden Shows passt, sich sonst aber schnell abnützt. Auf Bonaparte klingt sein Elektro-Pop noch immer meist kantig, rau und aufgeregt. Doch finden sich darauf auch ruhigere und vielschichtigere Songs, denen man auch zuhause gerne zuhört.
Dies hat viel mit den Texten zu tun. Jundt albert seltener wortspielerisch herum, sondern sinniert öfter wie in Me So Selfie, das den Selbstdarstellungszwang thematisiert. Herausragend ist der nachdenkliche Song Into The Wild, zu dem man auf der Bonaparte-Website einen eindrücklichen Videoclip findet. Zu acht der neuen Songs soll es gemäss Jundt einen solchen Videoclip geben, womit er seinem Bestreben nach einer Art Gesamtkunstwerk schon recht nahe kommt. Die künstlerische Umorientierung zeigt sich auch live. An einem Konzert in Zürich setzte Bonaparte in verkleinerter Besetzung weniger auf Show und mehr auf die Musik, was beim Publikum trotzdem durchwegs gut ankam.
Bonaparte: ‚Bonaparte‘, Warner Music. www.bonaparte.cc