Belle et beau

Zu den spannendsten Wiederentdeckungen im Schaffen von Luise Adolpha Le Beau zählen ihre kammermusikalischen Werke.

Luise Adolpha Le Beau. Foto: wikimedia commons

Zuerst von ihrem Vater, dann von Johann Wenzel Kalliwoda und Clara Schumann pianistisch ausgebildet, hinterliess die 1850 in Rastatt geborene und 1927 in Baden-Baden gestorbene Rheinberger-Schülerin Luise Adolpha Le Beau als Komponistin ein ebenso vielseitiges wie umfangreiches Œuvre. Sämtliche Werke für Klavier gab die Berner Pianistin und Musikpädagogin Madeleine Stucki in zwei Bänden bei Schott heraus (ED 8262 und 8263). Es sind wieder in Bern unterrichtende Musiker, die jetzt erstmals kammermusikalische Hauptwerke der deutschen Spätromantikerin eingespielt haben.

Der aus Stettin stammende Violinist Bartek Nizioł und der ukrainische Violoncellist Denis Severin lehren an der Hochschule der Künste in Bern, ebenso die russische Pianistin Tatiana Korsunskaya, die zudem noch an der Hochschule Luzern tätig ist. Ihre slawische Ausdruckshaftigkeit verbinden sie mit musikantischem Temperament zu einer leidenschaftlichen Spielweise, die der sowohl energiegeladenen als auch entspannt lyrischen Musik von Luise Adolpha Le Beau entspricht.

Den inhaltlich und interpretatorisch stärksten Eindruck hinterlässt das 1877 entstandene Klaviertrio d-Moll op. 15. Schimmert im Allegro con fuoco beginnenden Kopfsatz und im langsamen Satz – in der Art eines Liedes ohne Worte – mit leidenschaftlich bewegtem Mittelteil der Einfluss von Felix Mendelssohn Bartholdy noch durch, klingen das wunderbar transparente Scherzo und das eigenwillige Finale in Sonatensatzform mit fugierter Einleitung wesentlich persönlicher. Plastische Themenbildung und formale Ausgewogenheit kennzeichnen auch die Violinsonate c-Moll op. 10 und die von Niels W. Gade und Carl Reinecke als «verlagswürdige Bereicherung der Literatur» empfohlene Sonate D-Dur op. 17 für Violoncello und Klavier.

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Luise Adolpha Le Beau: Kammermusik (Sonaten op. 10 und 17, Klaviertrio op. 15). Bartek Nizioł, Violine; Denis Severin, Violoncello; Tatiana Korsunskaya, Klavier. MDG 903 1872-6

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