Tango und Kontrapunkte

Auf ihrem Erstling «Puerta Sur» widmeten sich Marcela Arroyo, Andreas Engler und Daniel Schläppi ganz dem Tango. Jetzt, sieben Jahre später, öffnet das Trio seine Musik und findet dabei zu noch grösserer Ausdrucksstärke.

Marcela Arroyo, Andreas Engler und Daniel Schläppi. Foto: zvg

Nach ihrem Album New Tango Songbook von 2014 wendet sich Marcela Arroyo wieder ihrer Zusammenarbeit mit Violinist Andreas Engler und Kontrabassist Daniel Schläppi zu, die sich 2009 bereits in der gemeinsamen CD Puerta Sur niederschlug. Während dieses Werk reizvolle Einblicke in argentinische Soundlandschaften ermöglichte, erweist sich der Nachfolger Tres Mil Uno als stilistisch breiter; er widmet sich nicht nur Liedern aus Arroyos Heimat, sondern auch Kompositionen europäischer Provenienz – wie dem Tucholsky-Gedicht Sie, zu ihm, das von Kolsimcha-Gründer Michael Heitzler ursprünglich für Xavier Kollers Literaturverfilmung Gripsholm (2000) vertont wurde.

In der Bearbeitung von Arroyo, Engler und Schläppi verströmt das Stück mehr als bloss einen Hauch Melancholie und lässt en passant die Welt der Dreissigerjahre wiederauferstehen und nachfühlen. Mal wird die Geige gezupft, mal aufs Zärtlichste gestrichen, aber stets umgarnt das Instrument die Stimme der Sängerin, in der sowohl Humor als auch Hoffnung und Liebesverzweiflung zum Ausdruck kommen. Die drei Musiker schnuppern nur zu gerne auch an anderen Genres, verlieren aber den Tango nie aus dem Fokus: Während Preludio para el año 3001 aus der Feder von Horacio Ferrer (Text) und Astor Piazzolla (Musik) – für dessen Œuvre Arroyo schwärmt – insbesondere durch seine anmutigen Farben gefällt, besticht Oblivion durch das Aufeinanderprallen von rauchigem Gesang und den Wehmutsklängen von Kontrabass und Violine.

Die insgesamt 15 Songs sind voller Leidenschaft. Das Trio versteht es jedoch, diese bei Bedarf auch zu zähmen, und obwohl es sein Flair für die Tangomusik nie versteckt, setzt es immer wieder Kontrapunkte aus Fado, Klezmer oder Blues. Trotz ihrer stilistischen Vielfalt wirkt die Platte nie überfrachtet, im Gegenteil: Die Nummern präsentieren sich ebenso entschlackt wie filigran. Das nutzen Arroyo, Engler und Schläppi zu charmanten und agilen Wechselspielen, klugen Improvisationen und zeigen grosse Ausdruckskraft.

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Marcela Arroyo (voc), Andreas Engler (vl), Daniel Schläppi (kb): Tres Mil Uno. CATWALK / CW 160016-2, www.marcela-arroyo.com

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