Geheimnisvolle Botschaften

Paul Klees starke Beziehung zur Musik ist bekannt. Bis heute regen seine Bilder Komponisten zu neuen Werken an, wie diese CD des Leipziger Ensembles Sortisatio zeigt.

Skulptur beim Klee-Zentrum Bern. Foto: erwifurger/pixelio.de

Das Leipziger Ensembles Sortisatio tritt in ungewöhnlicher Besetzung auf: Oboe/Englischhorn (Walter Klingner), Fagott (Axel Andrae), Viola (Matthias Sannemüller) und Gitarre (Thomas Blumenthal). Neun Komponisten aus der Schweiz, Hongkong, Japan und Deutschland haben für das Ensemble von Klee inspirierte Werke geschrieben.

Spiritus Rector dieser Produktion ist Jean-Luc Darbellay. Sein Beitrag über Wasser (Bild 1933/Komposition 2012/2016) bezieht sich auf das gleichnamige Bild, das Klee nach seiner Flucht vor den Nazis in die Schweiz malte. Die Verunsicherung zeigt sich in Klopfgeräuschen und suchenden Tonbewegungen. Nach einem zarten Lamento der beiden Bläser deutet die Gitarre mit schlichten Tönen Resignation und Beruhigung an.

Von der punktuellen Struktur des Buchstaben-Bildes Anfang eines Gedichtes (1938/2011) geht Pierre-André Bovey aus. Klee erinnert damit an ein Lied aus Bachs Klavierbüchlein der Anna-Magdalena. Am Schluss intoniert die Viola eine Phrase aus dem Lied.

Hans Eugen Frischknecht hat seinen sieben Klee-Impressionen (2008) Titel gegeben, die an die zeichnerischen Miniaturen und witzig-ironischen Bildtitel des Malers anknüpfen. Frischknecht gewinnt der Spannung zwischen Fläche und Linie überraschend-geheimnisvolle Momente ab.

Max E. Keller interpretiert das Aquarell wie Kraut und Rüben (1932/2008) analog zum Bild konsequent pointilistisch. In zahlreichen feinsten Abstufungen von Klangfarben, Dynamik und Artikulation wird Klees Werk sichtbar.

Zum Bild Engel, noch weiblich (1939/2011) kombiniert Markus Hofer einen eigens dazu geschriebenen Text von Lea Gottheil: an euyridike. Mehrklänge, perkussive Geräusche, Flatterzunge, tonloses Streichen auf dem Steg, Glissandi usw. evozieren eine melodramatische Atmosphäre, die in einen nachdenklichen, tontal-harmonischen Schluss mündet.

Auch Thomas Christoph Heyde verwendet zum Aquarell trauernd (1934/2010/11) tonale Mittel in Verbindung mit Geräuschen (weisses Rauschen eines Radios, Klangschale, Kratzgeräusche der Viola) und erreicht einen nachklingenden Eindruck.

Mit spielerischen Mitteln hat Stephan König Klees Aquarell Wasserpyramiden (1924/2015) in vier Sätzen umgesetzt – eine unterhaltsame, sogar tänzerische Interpretation des Bildes.

Eine überzeugende Adaption des Aquarells Zeichensammlung südlich (1924/2014) ist dem Japaner Satoshi Tanaka mit minimalsten, aber starken und wirkungsvollen Klangmitteln gelungen.

Die zeichnerische und gedankliche Beschäftigung Klees mit Buddhismus und Taoismus inspirierte Cheung Wang Huo zur faszinierenden Komposition Floss (2009) ohne direkten Bild-Bezug, dafür aufgrund eines buddhistischen Gleichnisses.

Das hervorragende Booklet von Christoph Sramek umfasst sowohl Werkkommentare wie auch die erwähnten Klee-Bilder.

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Klee-Impressionen, Musik und «polyphone» Bilder. Ensemble Sortisatio Leipzig. Musikverlag Müller & Schade, Bern, M&S 5098/2

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