Schnäggeloch und Tangochue
Drei neue CDs mit Kinderliedern: traditionelle Melodien in allen Landessprachen, spritzig-verspielte Neuschöpfungen in verschiedenen Stilen oder mit Begleitmaterial zur Verwendung in Kindergärten und Primarschulen.
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Bei CDs für Kinder auf gute Qualität zu achten, lohnt sich doppelt. Natürlich vor allem, um die jungen Ohren hellhöriger zu machen, statt sie zu verstopfen, aber auch im eigenen Interesse. Denn haben die Kinder erst einmal angebissen, werden die Lieder weit öfter «laufen», als es den mithörenden Erwachsenen vielleicht lieb ist. Gleich drei Produktionen sind in den letzten Wochen auf der Redaktion angekommen:
Zum Ersten die neu als CD aufgelegte Version einer 1975 eingespielten Schallplatte: Die Sopranistin Cécile Zemp-Siegrist singt Die schönsten Schweizer Kinderlieder, 32 Lieder in vier Landessprachen in Sätzen von Hansruedi Willisegger. Zehn Instrumentalisten sind beteiligt, aber längst nicht immer im Einsatz, so dass sich äusserst schlichte, transparente Versionen ergeben. Die Sängerin bietet die Lieder ebenfalls sehr schlank und im besten Sinne «kunstlos» dar. Das mag für überfütterte Ohren im ersten Moment etwas mager klingen, erweist sich aber als Wohltat im alltäglichen Gewummer. Die recht hohe Lage ist genau richtig für mitsingende Kinder. Und wer nun findet, De Hans im Schnäggeloch und Au clair de la lune usw. seien für heutige Kinder allzu vorgestrig, der möge es doch auf einen Versuch ankommen lassen. Vielleicht ist das Entdecken besonders spannend, wenn Eltern oder Grosseltern erzählen, wie ihre Welt aussah, als sie diese Lieder sangen.
Im heutigen Alltag angesiedelt und musikalisch spritzig sind Badwanne Pirate. Die Lieder von Simone Schranz und Jacqueline Bernard (beide gehören zur Frauenband siJamais) handeln vom «Chräbu» am neuen Traktor, vom Hässig-Sein und Trösten oder, im charmanten Sprachenmix, vom «Tierli, chi è la più bella, la coccinella». Verspielt, frech, mitreissend, aber auch mal zurückgenommen und ein bisschen sentimental, als Tango, Blues oder Kletzmer, überzeugen diese Lieder von Übermut und Mut-Machen. Die berndeutschen Verse machen mit ihrem reichen, aber nie gesuchten Wortschatz ebenso Spass wie die experimentelle Guggisbergerlied-Variante. Etwas aus der Reihe fällt Ciao Papa, sowohl durch das Hochdeutsch wie durch Perspektive und Duktus. Ich hätte mir (stattdessen oder für die Zukunft) noch mehr dieser pfeffrigen Kinderlieder gewünscht.
Nicht weniger als 36 Lieder enthält sing sam sum! Getextet und komponiert hat sie Stephanie Jakobi-Murer, gesungen werden sie von Kindern aus dem Chor der Musikschule Hünenberg unter der Leitung der Autorin, die durch ihre früheren Liedsammlungen fli, fla, flo!, hula hula hopp! und waduwada! bereits bestens bekannt ist. Hier ist die CD nur ein Element eines Gesamtpakets, denn diese Lieder von De Giraff het Halsweh bis Du bisch bsunderig zielen auf die Verwendung in Kindergarten oder Primarschule. Bei einigen ist die erzieherische Absicht vielleicht etwas überdeutlich, aber die Auswahl ist ja gross. In einem Begleitheft sind sie nicht nur mit Mundart- und hochdeutschem Text notiert, sondern auch charakterisiert, mit didaktischen Tipps zur Einführung, Spiel-, Bewegungs, Begleitungs- und Bastelvorschlägen versehen – immer mit dem Ziel, die Kinder über ihr Tun und Erleben zu den Liedern zu führen.
Guete Tag, guete Tag. Die schönsten Schweizer Kinderlieder. Cécile Zemp-Siegrist, Sopran; Instrumentalensemble; Hansruedi Willisegger, Sätze und Leitung. Liedtexte im Booklet. Instrumentalsätze bei SME Schweizer Musikedition. www.guetetag.ch
Badwanne Pirate. E Hampfele Chinderlieder. Simone Schranz und Jacqueline Bernard, Texte und Kompositionen; Instrumentalensemble. CD in Blechdose, Noten und Texte zum Herunterladen auf der Website. www.badwannepirate.ch
sing sam sum! 36 pfiffige Lieder in Mundart und Hochdeutsch von Stephanie Jakobi-Murer, Lieder-CD (in Mundart gesungen von Kindern aus dem Chor der Musikschule Hünenberg); Liederheft mit Play-along-CD. Edition Pelikan 3035, Hug Musikverlage