Ausdrucksvolle Sanglichkeit

Die beiden Interpretinnen, Ursula Büttiker und Minako Matsuura, stützen sich bei ihrer Auswahl an Stücken für Flöte und Klavier ganz auf die französische Tradition.

Ursula Büttiker. Foto: Venla Kevic

Schon mit ihren ersten CD-Veröffentlichungen liess die Schweizer Flötistin Ursula Büttiker aufhorchen. Als letzte Schülerin von André Jaunet ausgebildet, nahm sie auch Gesangsunterricht. Kein Wunder also, dass ihr Flötenspiel in erster Linie auf expressive Kantabilität abzielt.

Die Musikerin setzt sich mit der Leidenschaft einer um Gegenpositionen bemühten Entdeckerin für kaum bekannte Werke ein. Machte die CD Musical Postcards mit Raritäten von Pál Járdányi oder Bryan Kelly bekannt, so fiel die Nachfolgeproduktion, lauter Werke für Flöte solo, mit solchen von Jindřich Feld und Saverio Mercadante auf.

Ganz in der französischen, vom Flötenbauer und Komponisten Theobald Boehm geprägten Tradition steht die zum 150. Todestag von Hector Berlioz produzierte CD Élégie – Rêverie – Caprice mit der hellhörig mitgestaltenden Pianistin Minako Matsuura. Im Zentrum steht mit Jules Mouquet ein von der griechischen Mythologie inspirierter Rom-Preisträger. In seiner La Flûte de Pan betitelten Sonate aus dem Jahr 1906 wechseln impressionistisch angehauchte Stimmungen mit Brillanz und Virtuosität in klassizistischer Manier ebenso häufig ab wie die dynamischen Gegensätze. Obschon sie mit einem Minimum an Vibrato auskommt, entwickelt Ursula Büttiker selbst in sehr tiefen Lagen beeindruckende Expressivität. Ihre bravouröse Atemtechnik kommt stark durchchromatisierten Läufen zugute; der delikate Anschlag der Pianistin erhöht den Klangzauber der vielen zarten Echoeffekte.

Typisch französische Eleganz erfüllt sowohl die Cinq Pièces brèves von Mouquet, Chanson et Badinerie von Pierre Camus als auch die Élégie op. 47 von Theobald Boehm und die von einer Tarantella gekrönten Drei musikalischen Skizzen von Wilhelm Bernhard Molique, der mit Berlioz das Todesjahr teilt. In Rêverie et Caprice op. 8, dem einzigen konzertanten Werk von Berlioz, ist dank der subtilen Einrichtung für Flöte und Klavier von Hans-Wolfgang Riedel nicht herauszuhören, dass es ursprünglich für Violine und Orchester gesetzt wurde und auf Skizzen zur Kavatina der Teresa aus der Oper Benvenuto Cellini basiert.

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Élégie – Rêverie – Caprice. Werke von Berlioz, Boehm, Camus, Molique, Mouquet. Ursula Büttiker, Flöte; Minako Matsuura, Klavier. Rondo PRU 103

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