Orchestrale Wucht

Das in Zürich gegründete Merel-Quartett widmet sich erneut Felix Mendelssohn Bartholdy und tut sich für das Oktett mit dem englischen Castalian String Quartet zusammen.

Merel-Quartett. Foto: Hannes Heinzer

Mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy (und seiner Schwester Fanny) hat sich das Merel-Quartett schon einmal für ein Album erfolgreich beschäftigt (Genuin 11204: Felix: Streichquartett in f-Moll op. 80; Vier Stücke für Streichquartett op. 81; Fanny: Streichquartett in Es-Dur). Jetzt hat sich die Schweizer Formation mit dem jungen englischen Castalian String Quartet noch Verstärkung geholt, um auch das Oktett op. 20 aufnehmen zu können.

Castalian Quartet. Foto: zVg

Beim ersten Streichquartett in Es-Dur op. 12 ist das Merel-Quartett aber noch unter sich. Den schnellen Mittelteil der Canzonetta musizieren die vier als Elfentanz, das Andante espressivo hat einen grossen Atem. Und im Finale verbinden Mary Ellen Woodside (Violine 1), Edouard Mätzener (Violine 2), Alessandro D’Amico (Viola) und Rafael Rosenfeld (Violoncello) Leichtigkeit mit einer Dramatik, die eine echte Sogwirkung erzielt. Nur im Kopfsatz nehmen sich das Quartett agogisch zu viele Freiheiten, so dass bei den zahlreichen kleinen Verzögerungen, wenn Achtelfiguren zu sehr ausgespielt werden oder Zäsuren neue Abschnitte einleiten, der Puls ein wenig verloren geht.

Beim Oktett entsteht gemeinsam mit Sini Simonen (Violine 1), Daniel Roberts (Violine 2), Charlotte Bonneton (Viola) und Christopher Graves (Violoncello) eine klanglich ausbalancierte, erzählerische Interpretation, die von fragiler Intimität bis zur orchestralen Wucht reicht. «Im Stil eines symphonischen Orchesters» soll das Oktett agieren, wünschte sich der Komponist. Die Verschmelzung der beiden Ensembles zu einem einzigen, flexiblen Klangkörper gelingt beeindruckend. Wie in der Durchführung des Kopfsatzes die Spannung nachhallt und sich im durch die Stimmen jagenden Sechzehntelrausch die Reprise ankündigt – das hat Klasse! Auf ein hoch emotionales Andante und ein duftiges Scherzo folgt nach einem etwas rumpelnden Celloeinstieg ein extrem schnelles Presto-Finale, das die Virtuosität regelrecht zelebriert und trotz kleiner rhythmischer Ungenauigkeiten einen starken Eindruck hinterlässt.

Image

Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 1 in Es-Dur op. 12 und Oktett in Es-Dur op. 20, Merel Quartet & Castalian String Quartet, Solo Musica SM 293

Das könnte Sie auch interessieren