Schalkhaftes Opus 111

Jugendliche Klaviervariationen aus der Feder des bald 96-jährigen Julien-François Zbinden.

Julien François Zbinden 2015. Foto: Laurent Dubois, Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne

Opus 111! Hat sich da der Komponist einen kleinen Gag erlaubt? Denn wer denkt bei dieser Zahl nicht an Beethovens letzte Klaviersonate, wahrlich einem «Spätwerk»! Die Blüthner-Variationen op. 111 von Julien-François Zbinden muss man wohl auch dazu zählen. Immerhin schrieb er das Stück mit sagenhaften 95 Jahren … und es soll offenbar sein letztes Klavierwerk bleiben.
Nun sind seine Variationen aber nicht von beethovenscher Transzendenz, sondern strotzen geradezu vor jugendlichem Schalk und Frische. Ein leicht jazzig angehauchtes, einfaches Thema, ein «Blues in three», bildet die Grundlage für acht Variationen, die sich im Charakter und in den pianistischen Ansprüchen beträchtlich unterscheiden, wobei auch die virtuoseren Partien – wie immer bei Zbinden – angenehm und dankbar zu spielen sind.

Dieser Komponist besitzt ohnehin die seltene Gabe, ein Klavier, auch mit einfachen Mitteln, wunderbar zum Klingen zu bringen.
Gewidmet ist dieses Opus 111 «jemandem, der mich seit über 65 Jahren treu begleitet hat …

Dieser Jemand ist mein über 100 Jahre alter Blüthner-Flügel». Man möchte sich wünschen, dass auch der Komponist dieses charmanten Klavierstücks dieses Alter erreichen wird.

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Julien-François Zbinden, Blüthner-Variationen op. 111, für Klavier, PNO67, Fr. 20.00, Edition Bim, Vuarmarens 2012

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