Ein Hauch von chopinscher Wehmut

Rezension: Die Klavierwerke von Franz Xaver Mozart weisen in die Frühromantik. Karsten Nottelmann hat sie in zwei Bänden im Henle-Verlag neu herausgegeben.

Franz Xaver Mozart. Gemälde von Karl Schweikart, Lemberg, um 1825. Quelle: wikimedia commons

Franz Xaver Wolfgang Mozart (1791–1844) war ein beachtlicher Pianist und Komponist. Ausgebildet unter anderem bei Johann Nepomuk Hummel und Antonio Salieri, verliess er seine Geburtsstadt Wien bereits 1808 in Richtung Galizien, wo er sich in Lemberg (heute Lwiw in der Ukraine) niederliess. Immer schon als «W. A. Mozarts Sohn» gefeiert, setzte er sich auch kompositorisch mit dem Erbe des Vaters auseinander. Dabei sind wohl weniger seine Don-Giovanni-Variationen von Interesse, bei welchen der erst 14-Jährige dem Menuett aus der Oper viel leeres Tastengeklingel zumutet, als vielmehr die Kadenzen und Auszierungen, die er zu einigen Klavierkonzerten seines Vaters schrieb. Harmonik und pianistische Schreibweise sind hier zum Teil bereits sehr von der Frühromantik geprägt.

Musikalisch am überzeugensten ist F. X. Mozart dann (wen wunderts?), wenn er sich nicht an die Musik seines Vaters anlehnt und sich beispielsweise von der Folklore seiner galizischen Umgebung inspirieren lässt. So geschehen in den Polonaises mélancholiques op. 17 und 22. Da weht schon ein Hauch von chopinscher Eleganz und Wehmut…

All diese Werke und vieles mehr (darunter auch zwei «Diabellivariationen») hat der G. Henle-Verlag nun in zwei schön gestalteten und sehr handlichen Bänden herausgebracht.Image

Franz Xaver Mozart: Sämtliche Klavierwerke, Urtext hg. von Karsten Nottelman, Fingersatz von Rolf Koenen; Band 1, HN 958; Band 2, HN 959; je € 22.00, G. Henle, München 2011/12

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