An Satie erinnernd

Rico Gubler versammelt in VIT avancierte, witzige Stücke für Altsaxofon und Klavier – mit jeweils vorausgehenden Texten.

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VIT sind «Very Important Things», die aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind, wie die Pinzette, das Rotauge oder die Hafenbehörde. Sie alle erhalten hier ein liebevolles augenzwinkerndes Porträt in einer avancierten, aber hörenderweise nicht allzu schwer nachzuvollziehenden Musiksprache. Die sieben kurzen Stücke für Saxofon und Klavier sind einerseits dem Saxofonisten Jean-Michel Goury, andererseits Erik Satie gewidmet. Neben Titeln wie Gymnastics, der allenfalls auf die Gymnopédies verweist, oder dem Nachruf auf den Dodo als eventuelle Parallele zu den Embryons desséchés ist es vor allem der Umstand, dass jedem Stück ein beschreibender, nüchterner Text vorangeht, der in seiner Distanz zum darauffolgenden musikalisch-poetischen Ereignis an Satie erinnert.

Jedes der sieben Stücke hat eine klare Form, ist aus einem einfachen Grundmaterial hergeleitet und fantasievoll verarbeitet. Ein oft wiederkehrendes Motiv ist der Umgang mit Störungen. Unisono-Partien werden plötzlich durchbrochen, weil entweder der Saxofonist einem Ton nachsinnt oder der Pianist seine Virtuosität belegen will. Oder der Saxofonist experimentiert im Unisono mit mikrotonalen Veränderungen, was den dazu nicht fähigen Pianisten wahnsinnig machen muss. Dafür hat der Saxofonist dann wieder die gemeine Spielanweisung «rein intonieren» zu beachten, die dem Pianisten höchstens ein müdes Lächeln abverlangt. Ein weiteres oft wiederkehrendes Motiv sind Spiegelungen, sei es innerhalb der Abfolge der Zwölfton-Reihen, sei es im formalen Aufbau. Das lebendige erste Stück (die Giesskanne) ist z. B. perfekt symmetrisch gebaut.

Die Stücke lassen sich als Suite spielen, aber auch einzeln zwischen andere Werke einschieben. Der Witz, die Prägnanz und die lockere Verbindung untereinander machen es möglich.

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Rico Gubler, VIT Very important things, für Altsaxofon und Klavier, FH 3446, € 17.80, Friedrich Hofmeister, Leipzig 2012

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