Virtuose Fantasien

Themen aus berühmten Opern in Versionen für Flöte und Klavier oder Orchester.

Anafesto Rossi als Rigoletto, 1911. Foto: May Moore, State Library of New South Wales / flickr commons

Passend zum Verdi-Jahr hat der Schweizer Flötist Emmanuel Pahud seine Flute Collection mit Opernfantasien über dessen Werke bereichert, die im 19. Jahrhundert für Kammermusik- und Hauskonzerte entstanden sind. Aufgrund Theobald Böhms technischer Entwicklungen erwuchs Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Generation von Flötisten, die ihre Virtuosität unter anderem dazu nutzten, populäre Musik, wie es die damaligen «Opernhits» waren, in effektvolle Paraphrasen und Fantasien einzukleiden. Pahud beabsichtigt einerseits, diese teilweise in Vergessenheit geratenen Bravourstücke in der Originalfassung für Flöte und Klavier wieder zum Leben zu erwecken, und hat andererseits erkannt, dass sich diese auch als Flötenkonzerte eignen, sodass er von Yoel Gamzou zu allen Werken noch eine Orchesterbegleitung anfertigen liess.

Bei der Fantasie über «La Traviata» handelt es sich um die populären Bearbeitungen durch die renommierten italienischen Flötisten Emanuele Krakamp und Giulio Briccialdi, die beide auch als Komponisten tätig waren. Für die neue Ausgabe hat Yoel Gamzou ihre beiden Versionen zu einem Ganzen zusammengeführt. Die einzelnen Abschnitte beginnen immer mit bekannten Themen, die dann bald von Girlanden üppig ausgeschmückt werden.

Die Fantasie über «Rigoletto» für zwei Flöten und Klavier wurde von den Brüdern Karl und Franz Doppler komponiert, die als reisende Flötenvirtuosen im 19. Jahrhundert international bekannt waren und dieses Stück wahrscheinlich auf ihren Konzerttourneen zum Besten gaben. Die Fantasie enthält auch die berühmte Sopranarie Caro nome di lui si amato, die in der Oper mit zwei Flöten im langsamen Eingangsthema besetzt ist. Gekonnt werden die beiden Flötenstimmen oft in süsslichen Sexten geführt und wechseln sich mit Thema und virtuoser Umspielung ab, sodass sich zwei gleichwertige Instrumentalstimmen gegenüberstehen. Diese Fantasie ist auch dynamisch interessant abgestuft und wirkt dadurch sehr farbenreich.

Die Bearbeitung der Arie des Lensky aus Tschaikowskys Oper «Eugen Onegin», deren Tonumfang zwar vom kleinen h bis zum viergestrichenen c reicht, lebt eher von ihrer ausdrucksvollen Melodik als von virtuosen Passagen. Die Fassung geht auf ein Arrangement aus den Zwanzigerjahren von Leopold Auer für Violine und Klavier zurück und wurde von Guy Braunstein, dem derzeitigen Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, revidiert und für Flöte und Klavier herausgegeben. So stellt dieses Werk nun auch eine Bereicherung des Repertoires für Flötistinnen und Flötisten dar.

Image

Giuseppe Verdi , Fantasie über «La Traviata» für Flöte und Klavier nach den Fantasien von Emanuele Karakamp und Giulio Briccialdi bearb. von Yoel Gamzou, (The Flute collection UE 35314, € 22.95, Universal Edition, Wien 2012

Giuseppe Verdi/Franz und Karl Doppler, Fantasie über „Rigoletto“ für zwei Flöten und Klavier, UE 35315, € 24.95

Peter Iljitsch Tsaikowsky, Arie des Lensky aus der Oper «Eugen Onegin», für Flöte und Klavier bearbeitet von Guy Braunstein, UE 35313, € 18.95

Das könnte Sie auch interessieren