Licht und Nachklang

Heftis zweites Klaviertrio «Lichter Hall» verlangt ungewohnt Spieltechniken von den Streichern.

Foto: Petra Dirscherl/pixelio.de

David Philip Hefti komponierte dieses Werk im Auftrag des Medea Trios, das die Komposition am 16. Oktober 2012 in der Wigmore Hall in London zur Uraufführung brachte. Es ist als kompaktes, einsätziges und helles Gegenstück zum ersten Klaviertrio Schattenspie(ge)l konzipiert. Verschiedene Impulse ziehen Ruhepunkte – gleichsam als Echo – nach sich und entwickeln sich stetig vom anfänglichen Stocken zur fliessenden Bewegung. Die anschliessende Cantabile-Passage, die aus seinem Orchesterwerk Moments lucides als Nachhall anklingt, löst sich in einen schattenhaften Schluss auf.

Die Streicher werden in verschiedenen exotischen Spielweisen gefordert: Klopfen, Kratzen, Knirschen, «irisierendes und zischendes Pizzicato» (macht Spass zum Ausprobieren!) und Flageolett-Sternschnuppen. Ein «richtiges» Cantabile ohne Doppelgriffe erhalten sie erst bei der erwähnten Reminiszenz aus dem Orchesterstück. Technisch ist dieses einsätzige, neun Minuten dauernde Klaviertrio nicht allzu schwierig – für Berufsmusiker, versteht sich, und zwar solche mit Sinn für neuartige Klänge!

Weil der Rhythmus praktisch nie durchhörbar ist, fragt es sich, ob Spielpartituren auch für die Streicher nicht sinnvoller wären als die vorliegenden Einzelstimmen. Da steht den Ausführenden von Lichter Hall viel Bleistiftarbeit bevor!

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David Philip Hefti, Lichter Hall, Trio Nr. 2 für Violine, Violoncello und Klavier, Partitur und Stimmen, GM 1887, Fr. 36.00, Edition Kunzelmann, Adliswil 2012

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