Musicalische Blumen-Felder

Die kurzen und überschaubaren Werke aus der Feder des Augsburger Domorganisten Johann Speth sind vielseitig einzusetzen.

Einzug Kaiser Leopolds I., seiner Frau und des röm. Königs Leopold I. in den Augsburger Dom, 1689 (?) Quelle: Klebeband Nr. 15 der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen / wikimedia commons

Mit der zweibändigen Neuausgabe der gesammelten Orgelwerke von Johann Speth (1664–ca. 1719/20) macht Doblinger in der Reihe «Diletto Musicale» eine wichtige Quelle süddeutscher Tastenmusik erneut zugänglich. Komplett war sie bisher entweder nur als Faksimile verfügbar (Helbling 1993) bzw. schon länger vergriffen (Bärenreiter).

Unter dem Titel Ars magna consoni et dissoni. Organisch-Instrumentalischer Kunst-, Zier- und Lustgarten veröffentlichte der Augsburger Domorganist 1693 eine Sammlung von zehn Toccaten (oder «Musicalische Blumen-Felder»), acht Magnificats und drei Variationsreihen. In ihrer Faktur ähneln die Toccaten jenen im Apparatus musico-organisticus Georg Muffats (drei Jahre zuvor veröffentlicht), ohne allerdings deren Komplexität und Ideenfülle zu erreichen. Speth beschränkt sich in der Regel auf eine toccatenähnliche Einleitung, meist über Pedalorgelpunkten, eine kurze Manualiter-Fuge und ein freies Nachspiel. Italienische Einflüsse sind in den Durezze-e-ligature-Abschnitten und dann vor allem auch in den Variationsreihen erkennbar, während die jeweils siebensätzigen Magnificat-Bearbeitungen jenen Kerlls vergleichbar sind. Auffallend die dynamischen Angaben in der Toccata Quarta!

Eine empfehlenswerte Neuausgabe, denn in ihrer Kürze und Überschaubarkeit eignen sich die Werke ausgezeichnet für Gottesdienst und Konzert.

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Johann Speth, Sämtliche Orgelwerke, hg. von Ingemar Melchersson, Diletto Musicale; Band 1, DM 1449, € 18,95; Band 2, DM 1450, € 20.95; Doblinger, Wien 2013

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