Ein Ungar kommt selten allein

Zwei anspruchsvolle Werke für Violoncello solo, das eine aus den 1930er-Jahren, das andere vom Herausgeber des ersten, komponiert vor wenigen Jahren.

Ferenc Farcas 1971. Foto: Françoise Farkas / wikimedia commons

Ferenc Farkas (1905–2000) gehört zu den bedeutendsten ungarischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Sein reicher Werkkatalog umfasst alle musikalischen Gattungen. Über die Genesis der 1932 komponierten Sonata per violoncello solo ist wenig bekannt. Sie entstand kurz nach Farkas’ Studienaufenthalt in Rom und wurde zu seinen Lebzeiten nicht gedruckt. Der Sohn des Komponisten, der in Pully bei Lausanne lebende Dirigent András Farkas, entdeckte das Manuskript im Nachlass des grossen ungarischen Cellisten Ede Banda (1917–2004). Nun ist das charmante dreisätzige Werk bei der Editio Musica Budapest erschienen.Image

Wesentlich knapper gefasst als die grosse Solo-Sonate von Farkas’ Landsmann Zoltán Kodály ist das Stück vom Umfang und Schwierigkeitsgrad her etwa vergleichbar mit Caspar Cassadós Suite für Violoncello solo. Der erste Satz (Allegro) ist geprägt von osteuropäischer Rhythmik mit vielen Taktwechseln. Technisch anspruchsvoll sind die mit der linken Hand zu spielenden gegriffenen Pizzicati. Der zweite Satz (Andante) beginnt mit einer zarten auf der D-Saite in hoher Lage gespielten Melodie, zu welcher die leere A-Saite mitklingt. Der dritte Satz (Allegro molto) ist eine spritzige Tarantella, die dem Interpreten Gelegenheit bietet, die Brillanz seiner Bogentechnik zu demonstrieren. Eine Hommage an Farkas’ Lehrer Ottorino Respighi?

Die Erstedition besorgte der ungarische Cellist Miklós Perényi, welcher die Ausgabe auch mit Fingersätzen versehen hat.

Von Perényi ist beim selben Verlag ebenfalls ein kurzes Werk für Violoncello solo erschienen: Introduzione e Scherzo, komponiert 2010–11. Der Komponist schreibt in einem Kommentar: «Das Werk ist nicht aufgrund im Voraus geplanter mathematischer Berechnungen entstanden, die Niederschrift erforderte jedoch viel Kalkulation.» Perényis Cellospiel ist berühmt für meisterhafte Perfektion. So verwundert es nicht, dass er in beiden Sätzen nicht mit technischen Schwierigkeiten und Effekten geizt und dem Cellisten vor allem für die linke Hand viele knifflige, interessante Aufgaben stellt.Image

Ferenc Farkas, Sonata per violoncello solo, Z. 14 879, € 7.45, Editio Musica Budapest (Edition Kunzelmann) 2013

Miklós Perényi, Introduzione e Scherzo per violoncello solo, Z. 14 881, € 7.45, 2013

 

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