Faurés Mélodies neu geordnet

Bei der Edition Peters erscheint eine Kritische Ausgabe aller Liedkompositionen.

Gabriel Fauré, 1905. Foto: Dornac (1858-1941), Bibliothèque nationale de France/wikimedia commons

Gabriel Fauré, einer der bekanntesten französischen Komponisten des Fin de Siècle, schrieb vor allem Vokal-, Klavier- und Kammermusik. Und er war ein Meister der «Mélodie française».
Die Kritische Urtextausgabe, die zurzeit im Peters-Verlag erscheint, hat sich zum Ziel gesetzt, die Lieder des Komponisten möglichst zuverlässig zu ordnen, Zyklen, Sammlungen und Gruppierungen zu berücksichtigen und schlüssige stilistische Entwicklungen innerhalb der Lieder deutlich zu machen – was sich auf Grund der Fülle und Qualität der vorhandenen Quellen offenbar als editorische Herausforderung erweist.

Dabei herausgekommen ist eine in jeder Hinsicht ansprechende Ausgabe: Erschienen sind bisher ein Band mit Vokalisen (2013, EP11385), die Fauré in seiner Zeit als Direktor des Pariser Conservatoire für seine Studierenden als Blattsingübungen, aber auch als «grundlegende Stimmbildungsübungen für eine flexible Stimme» komponierte. 45 Vokalisen entstanden in der Zeit zwischen 1906 und 1916. Zwar ist ihnen ihr praktischer Zweck anzumerken, jedoch ahnt man in Melodik und Harmonik häufig die Feder des Komponisten, wenngleich die meisten Stücke meiner Meinung nach doch zurückbleiben hinter den eleganten, souveränen und mitreissenden Liedkompositionen Faurés.

In Band 1 der Complete Songs, 2014 erschienen, sind 34 frühe Lieder Faurés veröffentlicht. Die Sammlung umfasst Kompositionen der Jahre 1861 bis 1882 und enthält einige der bekanntesten Lieder wie Au bord de l’eau und Après un rêve. Band 3 erschien 2015 mit 17 Liedern nach Texten von Verlaine; und Band 2 ist für Herbst 2016 geplant. Unter Vorbehalt spricht man auch schon von einem 4. Band 2017.

Allen Bänden gemeinsam ist ein ausführliches Vorwort (dreisprachig fr/dt/en) mit Informationen über Quellen und editorisches Vorgehen sowie Hinweise zur Ausgabe und Aufführung und Details zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Werke. Die Liedtexte sind in französischer Sprache, englischer und deutscher Übersetzung den Mélodies vorangestellt. Das Notenbild selbst lädt ein zum Lesen, Spielen, Singen: Es ist gut lesbar und benutzerfreundlich, ein Kritischer Kommentar, diesmal nur auf Englisch, findet sich am Schluss des Heftes.

Alle Bände sind für hohe und für mittlere/tiefe Stimme erhältlich. Zudem sind Begleittracks online verfügbar – eine zeitgemässe und sehr dienliche Ergänzung. Mein Tipp: eine lohnende Anschaffung!

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Gabriel Fauré, Sämtliche Lieder 1: 1861-1882. 34 Lieder für Stimme und Klavier, hg. von Roy Howat und Emily Kilpatrick; hohe Stimme, EP 11391a ; mittlere Stimme, EP 11391b ; je Fr. 33.30, Edition Peters, Leipzig u.a. 2014

id., Sämtliche Lieder 3: Verlaine-Vertonungen; hohe Stimme, EP 11393a; mittlere Stimme, EP 11393b; je Fr. 25.90, 2015

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