Frühromantische Sonate
In Johann Nepomuk Hummels lyrischem Werk für Cello lässt sich bereits die Romantik erahnen.

Das Repertoire an Kammermusikwerken für Klavier und Violoncello der Epoche der späten Wiener Klassik und frühen Romantik scheint auf den ersten Blick nicht allzu umfangreich. Ludwig van Beethovens fünf grosse Sonaten und die drei Variations-Zyklen überragen und verdrängen mit ihrer überproportionalen Präsenz durchaus valable Kompositionen von Franz Xaver Mozart, Bernhard Romberg, Josef Woelfl oder Franz Danzi.
Dasselbe Schicksal teilt auch die 1824 komponierte und 1826 erschienene Grande Sonate pour le Pianoforte et Violoncelle in A-Dur op. 104 von Johann Nepomuk Hummel (1778–1837). Das Werk ist Maria Pawlowna, der Gattin des Weimarer Herzogs Carl Friedrich, gewidmet, in dessen Diensten der Komponist von 1819 bis zu seinem Tode 1837 als Kapellmeister stand. Hummel selber spielte das Werk in Paris und Wien.
Das umfangreiche dreisätzige Werk ist von durchaus lyrischem Charakter. Die Kantabilität und Harmonik des 2. Satzes (Romanza) lassen die beginnende Epoche der Romantik aufscheinen.
Die von Mark Kroll betreute Urtextausgabe setzt dieselben Massstäbe wie die Neueditionen der beethovenschen Cellowerke aus dem Hause Bärenreiter. Sie basiert auf dem Autograf sowie zu Lebzeiten des Komponisten erschienen Drucken. Das umfangreiche Vorwort und der Kritische Bericht geben kompetent Einblick in die Problematik der Aufführungspraxis und die Widersprüchlichkeiten der Quellen.
Johann Nepomuk Hummel, Sonate für Klavier und Violoncello op. 104, Urtext hg. von Mark Kroll, BA 10904, € 11.95, Bärenreiter, Kassel 2015