Beziehungsreiche Charakterstücke

Die elf Stücke für Cello und Klavier, «Les extrèmes se touchent», von Martin Schlumpf durchreisen 200 Jahre Musikgeschichte und geben zum Teil auch Rätsel auf.

Martin Schlumpf. Foto © Markus Kriesi, Neuenhof

Der Schweizer Komponist Martin Schlumpf (geb. 1947) studierte von 1968 bis 1972 am Konservatorium Zürich Klarinette, Klavier, Dirigieren sowie Theorie und Komposition. Nach seinem Abschluss bei Rudolf Kelterborn folgten 1974 weitere Studien bei Boris Blacher in Berlin. Von 1977 bis 2011 unterrichtete er Theorie an der Zürcher Hochschule der Künste (früher Konservatorium Zürich). Bis 1980 war Martin Schlumpf vor allem als Komponist im E-Musik-Bereich tätig. Seither beschäftigt er sich auch mit improvisierter Musik und übt seit Ende der Achtzigerjahre vielfältige Tätigkeiten im Berührungsfeld zwischen Improvisation und Komposition aus.

Die Edition Kunzelmann hat Schlumpfs Duo Les Extrèmes se touchent für Cello und (leicht) präpariertes Klavier erstmals veröffentlicht. Die 1975 entstandene Urfassung wurde 2015 vollständig umgearbeitet. 11 Charakterstücke bilden mit webernscher Knappheit ein vielschichtiges Ganzes. Die ca. 19-minütige Partitur nimmt Bezug auf 200 Jahre Musikgeschichte und stellt direkte Verbindungen her zu Beethoven, Chopin, Alexander Skrjabin, Bernd Alois Zimmermann oder Jonny Rollins. Doch es stellen sich auch musikalische Rätsel: In der Nr. III (Aria) singt das Cello in höchster Lage – eine Reminiszenz an den V. Satz aus Messiaens Quatuor pour la fin du temps? Es sei der Fantasie der Ausführenden und Hörer überlassen, weitere Bezüge und Verwandtschaften zu entdecken.

Die Edition enthält genaue Angaben zur Präparation des Flügels und der Verwendung des zweistimmigen Click-Tracks im IX. Satz.

Die musikalischen und technischen Anforderungen des Werkes sind hoch und verlangen von den Ausführenden ein entsprechendes Mass an technischem Können.

Die Uraufführung mit den Widmungsträgern Thomas Grossenbacher und Petya Mineva kann auf dem Youtube-Portal abgerufen werden.

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Martin Schlumpf: Les Extrèmes se touchent, 11 Charakterstücke für Violoncello und Klavier, GM-1919, Fr. 57.00, Edition Kunzelmann, Adliswil 2016

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