Ohrwurm mit neuen Schattierungen

Auch über so bekannte Stücke wie Mozarts A-Dur-Sonate gibt es ab und zu Neues zu erfahren.

Foto: Klaus Rupp/pixelio.de

Von den insgesamt 18 Klaviersonaten Mozarts ist jene in A-Dur KV 331 wohl seine populärste. Das Variationenthema des ersten Satzes, das Max Reger zu seinen eigenen Mozart-Variationen für Orchester anregte, ist ebenso eingängig wie natürlich das abschliessende Rondo Alla Turca, welches gerade in jüngster Zeit in Fazil Says Version Furore macht. Keine dieser Bearbeitungen kann allerdings mit dem Zauber des Originals mithalten.

A propos Original: Im September 2014 wurde in der ungarischen Nationalbibliothek in Budapest ein Notenblatt von Mozarts eigener Hand entdeckt, das wesentliche Teile der Sonate enthält. Der G. Henle-Verlag nahm diesen Fund zum Anlass, seine bisherige Urtextausgabe «grundlegend» zu revidieren. Und in dieser Version wurde das Werk vom Pianisten William Youn auch schon auf CD eingespielt.

Nun, so «grundlegend» anders und «sensationell» sind die Änderungen doch wieder nicht. Sie betreffen vor allem den 2. Satz, wo einzelne Töne des Themas und die Harmonik eines kleinen Abschnitts vom Gewohnten abweichen. Immerhin hat man jetzt die Möglichkeit, im umfangreichen Kritischen Apparat die Quellenlage genauestens zu studieren und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.

Aufschlussreich ist hingegen die neue Datierung des Werkes: Nach jüngsten Untersuchungen entstand es nicht 1778 in Paris, sondern erst 1783, als man das Jubiläum «Hundert Jahre Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung» feierte. Steckt im Alla Turca vielleicht doch eine grosse Prise Ironie?

Im Konzert ist die A-Dur-Sonate (die keinen einzigen Sonatensatz enthält!) übrigens gar nicht so oft zu hören. Das Werk ist vor allem im Unterricht populär. Ob sich das mit der neuen Henle-Ausgabe vielleicht ändert?

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Wolfgang Amadeus Mozart, Klaviersonate A-Dur KV 331 (Alla Turca), hg. von Wolf-Dieter Seiffert, HN 1300, € 7.00, G. Henle, München 2015

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