Polyvalente Ausgabe
Diese Version von Tschaikowskys Violinkonzert hebt sich durch die Angabe der editorischen Unterschiede und durch zahlreiche Ausführungsvarianten ab.
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Der 40-jährige Violinist und Pädagoge an der Musikschule Konservatorium Zürich, Philip A. Draganov, hat bei der Solostimme dieser empfehlenswerten Ausgabe des Violinkonzertes von Tschaikowsky neue Wege beschritten. Nicht nur die Fingersätze und Bogenstriche, die er bei seinen Aufführungen verwendet, sind angegeben, auch viele Alternativen dazu. Ferner sind die im Autograf und in den verschiedenen Erstausgaben stehenden Differenzen im Notentext – zum Teil auf verschiedenen Systemen untereinander – notiert. Das gibt den Studierenden Entscheidungsmöglichkeiten je nach Handgrösse, Klang des Instruments und musikalischen Neigungen, die sonst nur durch das Konsultieren verschiedener Ausgaben möglich wären. Auffallend sind viele Glissandi im Stil des 19. Jahrhunderts, aber auch manche moderne Unter- und Überstreckung, die mit umkreisten Fingerzahlen hervorgehoben sind. Wie umsichtig all die in Fussnoten begründeten Vorschläge sind, beweist die Bemerkung zu einer Version: Man solle sie bei Wettbewerben eher vermeiden! Pikant ist die Empfehlung, bei einer Stelle die tiefoktavierte Version von Leopold Auer zu bevorzugen. Dieser hatte das Konzert als unspielbar taxiert; er hätte es vor einer Uraufführung revidieren wollen.
Im Nachwort über die Quellen ist die wechselvolle Entstehungsgeschichte bis zur Uraufführung durch den Widmungsträger Adolf Brodsky und den späteren Korrekturen durch Tschaikowsky wiedergegeben. Auch auf die Möglichkeit, das Partitur-Autograf, das im Glinka-Museum Moskau liegt, online einzusehen, wird hingewiesen.
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Konzert für Violine und Orchester in D-Dur op. 35, Violinstimme mit Bogenstrichen und Fingersätzen von Philip A. Draganov. Klavierauszug von Edward Rushton, Fr. 38.00, Gilgenreiner Verlag, Winterthur 2017, ISMN 979-0-700268-27-5