Breite Auswahl an Editionen
Sowohl die Wiener Urtext-Edition wie Henle und Bärenreiter halten für das Beethoven-Jahr 2020 ausführlich kommentierte Neuausgaben der Klaviersonaten bereit.
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Das Beethoven-Jahr 2020 wirft schon längst seine Schatten voraus und die Notenverlage möchten da natürlich nicht zurückstehen.
Die Wiener Urtext-Edition hat eben sämtliche Klaviersonaten in drei Bänden veröffentlicht, wovon hier der erste vorliegt: ein dickes Buch, das allerdings nur die Sonaten 1 bis 11 enthält, dafür etwa 80 Seiten Kritische Anmerkungen (UT 50427). Der Henle-Verlag versucht mit Sammelbänden von leichteren und populären Werken die Gunst der Stunde zu nutzen. Keine schlechte Idee! Leider sind die Fingersätze von Murray Perahia oft umständlich und verkomplizieren so das eigentlich wunderbar übersichtliche Notenbild. (Fünf leichte Klaviersonaten, HN 1391; Fünf berühmte Klaviersonaten, HN 1392)
Bleibt noch der Bärenreiter-Verlag, der gerade die drei letzten Sonaten in Einzelausgaben herausgebracht hat. Alle mit einer informativen Einleitung, Hinweisen zur Aufführungspraxis und einem ausführlichen Kritischen Kommentar versehen. Auch finden sich in allen drei Heften Abbildungen, die Beethovens impulsive Notenschrift eindrücklich dokumentieren. Nur wenige unnötige Flüchtigkeitsfehler trüben den Eindruck einer sehr sorgfältig gearbeiteten Edition. So wird in der deutschen Übersetzung des Vorworts gelegentlich Opus 110 mit Opus 109 verwechselt. Auch ist der Ausdruck «heiter-gelassen» für die abschliessenden Variationssätze der E-Dur- und der c-Moll-Sonate wohl nicht angebracht.
Es wird zudem behauptet, Antonia von Brentano werde von der aktuellen Forschung als jene geheimnisvolle «unsterbliche Geliebte» angesehen. Das ist doch sehr umstritten. Immerhin ist die Sonate op. 109 Brentanos Tochter Maximiliane gewidmet, während op.111 schliesslich Erzherzog Rudolph zugeeignet wurde. In der englischen Erstausgabe steht noch: To Madame Antonia de Brentano. (Opus 109: BA 10854; Opus 111: BA 11813)
Und die Sonate As-Dur op. 110? Diese vielleicht rätselhafteste aller Klaviersonaten trägt keine Widmung. Dieser Umstand hat den Beethoven-Biografen Jan Caeyers zu einer sehr gewagten, aber nachvollziehbaren These inspiriert, die in seinem Buch Beethoven. Der einsame Revolutionär nachzulesen ist. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten …
Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier in As-Dur op. 110, hg. von Jonathan Del Mar, BA 11812, € 6.95, Bärenreiter, Kassel