Eine «Handgelenksarbeit»

Richard Strauss’ zweites Hornkonzert entstand in den reifen Jahren. Um die Uraufführung und die Schweizer Erstaufführung kursieren einige Gerüchte.

Uraufführungsort von Richard Strauss‘ Hornkonzert Nr. 2: Salzburger Festspielhaus. Foto: Optimale / wikimedia commons CC BY-SA 3.0

Im März 2021 besprach ich die Neuausgabe des ersten Hornkonzertes op. 11 von Richard Strauss (SMZ 3/2021), und es ist mir eine Freude, nun die Neuausgabe des zweiten Hornkonzertes aus dem Jahre 1942 im Urtext und in ebensolch luxuriöser Ausgabe vor mir zu haben. Der Klavierauszug soll laut Herausgeber, entgegen dem für Begleiter halsbrecherischen Auszug der Boosey & Hawkes-Ausgabe, vereinfacht worden sein.

Sechzig Jahre reichen Schaffens waren seit der Entstehung von Opus 11 vergangen, und das zweite Konzert, nach der letzten Oper Capriccio entstanden, gehört zusammen mit dem Oboenkonzert, den Metamorphosen, und den Vier letzten Liedern zu den Werken der letzten Lebensjahre des Komponisten. Der Solohornist der Bayerischen Staatsoper, Josef Suttner, der die Hornpartien der Straussopern unter des Komponisten Leitung spielte, hatte um ein zweites Konzert für sein Instrument gebeten. Für die Uraufführung an den Salzburger Festspielen unter Karl Böhms Leitung im August 1943 sah die Festspielleitung allerdings den Solohornisten der Wiener Philharmoniker, Gottfried von Freiberg anstelle des sechzigjährigen Suttner vor.

Alle diese Geschichten, teils aus der Gerüchteküche der Festspiele, über die vorzeitige Abreise von Richard Strauss aus Salzburg nach einer Probe des Hornkonzertes sowie die erste Aufführung des Werks in der Schweiz mit dem Solisten Hans Will und dem Dirigenten Hermann Scherchen 1944 in Winterthur, die eine abenteuerliche Notenmaterialbeschaffung nötig machte, erzählt der Herausgeber Hans Pizka in seinem äusserst spannend zu lesenden Vorwort.

Eher als Kuriosität legt der Herausgeber, selbst einstiger Student Gottfried von Freibergs, eine Hornstimme bei mit Bezeichnungen der Ventilgriffe für das heute gebräuchliche Doppelhorn, vergleichend mit dem bei der Uraufführung vermutlich gespielten Wiener F-Horn: Eine Sisyphusarbeit für interessierte Hornspieler, die sich durch solche Hieroglyphen durcharbeiten wollen. Das zweite Hornkonzert, für Richard Strauss laut eigenen Angaben eine «Handgelenksarbeit», hat sich fin der Horn-Welt als das zentrale Solowerk für dieses Instrument herausgestellt.

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Richard Strauss: Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur, hg. von Hans Pizka, Klavierauszug, HN 1255, € 23.00, G. Henle, München

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