Mit Saiten, Holz und 150 Pferdehaaren
Barbara Mauerer zeigt, wie neue Klänge auf Streichinstrumenten ausgeführt und notiert werden.
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Für mutige Interpreten und Komponistinnen ist der greifenden und der streichenden oder sonstwie klangerzeugenden Hand alles erlaubt. Die Frage ist nur, wie das Verlangte notiert und ausgeführt wird!
Die mit Neuer Musik erfahrene und erfolgreiche Bratscherin Barbara Maurer hat nach jahrelangem Austausch mit ihren Triokolleginnen eine übersichtliche Zusammenstellung geschaffen von «allem was mit Saiten, Holz und 150 Pferdehaaren möglich ist». Sie beschreibt die jeweilige Ausführung eingehend und diskutiert die Notationsmöglichkeiten. Viele Notenbeispiele und Zeichnungen ergänzen die Erklärungen vorteilhaft.
Auch für nicht mit Neuer Musik Befasste ist das Kapitel über die Teiltöne sehr aufschlussreich, weil hier die Erzeugung der Flageolettöne mit vielen praktischen Hinweisen grundlegend erklärt wird; schon in diesem ersten Kapitel wird das extreme «Fawsett»-Flageolett, das mit dem Bogen erzeugt wird, vorgestellt. So geht es weiter im Kapitel mit den Tonhöhen, das zuerst Grundlegendes über Schlüssel, Differenz-, Resonanztöne und Glissandi gut zusammenfasst und dann ausführlich über Mikrotöne, Triller und Skordatur referiert. Der Klangerzeugung mit und ohne Bogen ist der grösste Teil des Werkes gewidmet, und der ist so abenteuerlich, dass ich das nicht kurz beschreiben kann. Die letzten 30 Seiten des A4-formatigen Buches wenden sich an die Komponisten mit wertvollen Hinweisen zur Notation von Partituren und an die Interpretinnen zu ihrer Arbeit bei Proben und Aufführungen.
Barbara Maurer, Saitenweise. Neue Klangphänomene auf Streichinstrumenten und ihre Notation, BV 446, € 26.90, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2014