Literarischen Qualitäten
Eine neue Biografie ruft den Schweizer Komponisten, Maler und Kulturjournalisten Peter Mieg in Erinnerung.

Obschon er sich gegen sein Lebensende über die zunehmende Vernachlässigung seines kompositorischen und malerischen Schaffens beklagte, kam Peter Mieg (1906–1990) in den besten Jahren bezüglich Aufmerksamkeit nicht zu kurz.
Seinen späten Durchbruch erzielte der kompositorisch von Frank Martin beratene Musiker 1952 mit dem weltweit aufgeführten Concerto da Camera per archi, pianoforte e timpani. Einflüsse von Bartók, Strawinsky und besonders von Martinů hatte Mieg darin zu einer unverkennbar eigenen Tonsprache entwickelt. Grundsätzlich dem Neoklassizismus verpflichtet, zeichnet sie sich durch zart-expressive Kantabilität und tänzerisch beschwingte Rhythmik aus.
Dem in Lenzburg geborenen, in Aarau gestorbenen Multitalent wurde schon 1976 eine erste Monografie gewidmet. Wenige Jahre nach seinem Tod erschien die erste wissenschaftliche Arbeit über das kompositorische Schaffen, von Michael Schneider verfasst und 1995 vom Amadeus-Verlag (Winterthur) herausgeben. Dank profunden Werkanalysen und ausführlichem Literaturverzeichnis wurde das Buch zum Standardwerk.
Ganz anders präsentiert sich jetzt die dritte, reich bebilderte Publikation. Anna Kardos und Tom Hellat gelang das Kunststück, den Lebensweg des frankophilen Künstlers, der in Paris studiert hatte und sich als Komponist von der dortigen Avantgarde anregen liess, mit jener Klarheit nachzuzeichnen, die für alle seine Schaffenszweige typisch ist. Im Vordergrund steht der hochsensible Mensch, der die aus der Kindheit stammende Verletzlichkeit bis ins hohe Alter behielt und durch Selbstironie zu verbergen versuchte.
Die sprachlichen Qualitäten des Buches sind beeindruckend, häufig nimmt es sogar literarische Züge an. Wie das Autorenpaar etwa Stimmungen in einem Pariser Park oder im Lenzburger Wohnsitz des ausserordentlich belesenen und umfassend gebildeten Einzelgängers sowie dessen Alltag beschreibt, bereitet nicht alltägliches Lesevergnügen.
Anna Kardos, Tom Hellat: Auf der Suche nach dem eigenen Klang. Der Komponist, Publizist und Maler Peter Mieg,
256 S., Fr. 34.00, Verlag Hier und Jetzt, Baden 2016, ISBN 978-3-03919-378-3