Innovation sitzt in den Köpfen
Am Forum Musikalische Bildung nehmen die Teilnehmenden unter anderem an einem Workshop zu „Design Thinking“ teil, einer nutzerzentrierte Methode, die bunt durchmischten Teams die Entwicklung von innovativen Lösungen ermöglicht. Simona Hofmann und Urs Dätwiler vom Zukunftslabor, die den Nachmittag leiten werden, sind davon überzeugt, dass die besten Ideen nicht weltverändernd sein müssen – und dass jedes Team auf innovative Ideen kommt.
Simona und Urs, ihr schreibt auf eurer Website, dass Innovation heutzutage ein Muss sei. Warum denn?
Urs Dätwiler: Genau, wir sagen sogar:«Innovieren heisst Überleben» in einer sich schnell verändernden Welt. Es passiert so viel, mit der Digitalisierung und nun auch mit KI – wenn man sich nicht weiterentwickelt, läuft man das Risiko, unterzugehen.
Das könnte durchaus negativ aufgefasst werden – Innovation aus der Not heraus, gewissermassen. Was ist denn positiv an Innovation?
Simona Hofmann: Neues zu entdecken ist ja per se spannend. Oft hat man ein bisschen Angst vor der Veränderung, dabei bietet sie viel Potential.
Urs Dätwiler: Die Schweiz ist seit zehn Jahren Weltmeisterin im Global Innovation Index – wir sind also schon ganz schön innovativ! Was wir mit dem Zukunftslabor anbieten, ist prozesshafte, methodengestützte Innovationsarbeit, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen und Organisationen, die keine eigene Forschungsabteilung haben.
Ist Innovation teuer?
Urs: So wie wir Innovation anschauen, muss sie nicht teuer sein. Die Innovation sitzt in den Köpfen einer Organisation – insgesamt ergibt dies einen unglaublichen Innovations-Überschuss, den man nur anzapfen muss. Leider wird das viel zu selten gemacht.
Simona: Veränderungen müssen nicht immer riesig sein – manchmal sind sie klein und ganz schnell umsetzbar, und zeigen trotzdem eine grosse Wirkung.
Urs: Natürlich sind aber auch kleine Veränderungen mit Unsicherheit verbunden. Deshalb sagen wir immer, dass ein Grossteil des Betriebs ganz normal weiterlaufen muss – ein kleiner Anteil kann sich aber aus dem Alltag herausnehmen und an Veränderungen arbeiten. Aber nicht von oben diktiert oder von aussen, sondern von innen, mit den Beteiligten zusammen.
Wenn man davon ausgeht, dass Innovation in den Köpfen sitzt – hat das auch mit Vertrauen zu tun? Seinem Team zuzutrauen, coole Ideen zu haben?
Urs: Auf jeden Fall. Wir gehen so vor, dass wir Menschen mit spezifischem Know-How aus ihrer jeweiligen Abteilung zusammenbringen. Daraus entstehen Heureka-Momente.
Simona: Wir erleben dies jedes Mal. Aus dem Miteinander entstehen die besten Ideen.
Habt ihr ein Beispiel für solche manchmal kleinen Ideen?
Urs: Kürzlich haben wir eine Innovationsreise mit einer ganzen Schule gemacht. Im Kindergarten schlugen die Kinder vor, den Zeitpunkt der Znünipause zu verschieben – lieber wollten sie in den Kindsgi kommen, gemeinsam in den Tag starten und dann grad Znüni essen, anstatt zuerst eine Weile zu spielen. Die Betreuerinnen haben dies sofort umgesetzt. Und eine Person aus der Schulleitung hat nach dem Prozess freie Ateliers eingeführt, die projektartiges Arbeiten ermöglichten. Kurze Zeit später konnten sich Schüler:innen für Ateliers wie Tanz, Kunst und Theater anmelden.
Musikschulen sind strukturell eher etwas statisch. Ist Innovation da realistisch?
Simona: Selbst wenn die Struktur statisch ist – der Mensch ist es nie. Ideen können überall entstehen. Wie gestalten wir Abschlussanlässe wie zum Beispiel Konzerte? Wie integrieren wir elektronische Instrumente, oder KI? Oder könnten wir die Wände neu und freundlicher streichen?
Urs: Was wir nicht wegkriegen werden: ein Instrument zu lernen heisst üben, und basta. Es braucht ein Handwerk. Mit Design Thinking setzen wir aber den oder die Schüler:in ins Zentrum und schauen, wie wir junge Menschen für ein Instrument und damit auch das Handwerk begeistern können.
Simona, du hast am Teatro Dimitri studiert und bist in der Kulturszene tätig – erlebst du sie als innovativ?
Simona: Ich denke, der Innovationsgedanke ist da, aber mehr im Einzelnen. Oft arbeiten alle für sich allein, auch aus der Notwendigkeit heraus. Wobei, bei der jüngeren Generationen erlebe ich es viel öfter, dass man sich zusammentut. Es ist auch in der Kultur so: Zusammen ist man stärker und kann mehr erreichen. Davon bin ich überzeugt.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: In der Gruppe geht’s besser und innovativer – und Innovation geht immer?
Urs: Genau. Am Forum Musikalische Bildung geben wir einen Anstoss dazu, mit Teams bestehend aus Menschen aus der ganzen Schweiz. Wir werden einfach etwas aufrühren und dabei nicht bewerten. Wenn dann bei jemandem die Lust aufkommt, im Rahmen der Gegebenheiten etwas zu probieren, haben wir schon viel erreicht.
Der Workshop zu Design Thinking findet am zweiten Tag des Forums Musikalische Bildung 2025 vom 17. und 18. Januar 2025 statt.
Mehr Informationen und Anmeldung fürs Forum Musikalische Bildung 2025: www.musikschule.ch