Wie klingt das Pfleger-Regal von 1644?
Von Orgelbauer Johannes Christophorus Pfleger sind nur zwei Instrumente erhalten. Dank der vorliegenden CD sind sie erstmals zusammen auf Tonträger dokumentiert.
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Der rührige Leiter der Musikinstrumentensammlung Willisau, Adrian Steger, und der Organist Zeno Bianchini haben einen Tonträger erarbeitet, der sich unscheinbar präsentiert, aber für Organologen und Musikhistoriker ein Kleinod sein dürfte. Bianchini ist in Stockach (Baden-Württemberg) tätig. In der dortigen Loreto-Kapelle befindet sich ein Positiv von Johannes Christophorus Pfleger (1602–1674). Diese Orgel ist zusammen mit dem Pfleger-Regal von 1644, das heute in Willisau zu sehen ist, das einzige überlieferte Instrument des bedeutenden Orgelmachers aus Radolfzell (Bodensee) und Thann (Elsass).
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Das original erhaltene Regal wurde für das Kloster Frauenthal (Kanton Zug) erbaut und laut einer Notiz von 1688 im Tagebuch der Äbtissin Verena Mattmann zur Begleitung des gregorianischen Chorals verwendet. Der Luzerner Instrumentensammler Heinrich Schumacher (1858–1923) kaufte das Pfleger-Regal von den Zisterzienserinnen und stellte es mit anderen Musikinstrumenten in Hotelhallen aus. Später kam die Sammlung Schumacher ins Richard-Wagner-Museum nach Tribschen und 2010 nach Willisau. Erstmals wurde dieses spielbare Zungeninstrument aus dem 17. Jahrhundert nun auf einem Tonträger dokumentiert. Bianchini spielt abwechselnd auf beiden Instrumenten Werke von Frescobaldi, Ferrini, Froberger, Buxtehude und anderen italienischen und deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts.
Das Regal war vor vierhundert Jahren in Haus und Kirche beliebt. Unsere Ohren aber müssen sich an den speziellen Klang zuerst gewöhnen. Er erweitert unsere Vorstellung von vorbarocker Musik.
«Qui pulchrè hanc calluit artem» – der die Kunst vortrefflich versteht. Klangporträt der zwei erhaltenen Orgelinstrumente von Johannes Christophorus Pfleger (1602–1674) aus Radolfzell. Zeno Bianchini, Orgel und Regal. Bezugsquelle: info@musikinstrumentensammlung.ch