Ein Kampus-Fest in Luzern
Am 2. September boten die im Südpol angesiedelten Musikinstitutionen Einblick in ihre Aufgabengebiete.
Mit drei Jahren Verspätung wurde in Luzern-Kriens endlich der Kampus Südpol mit einem Fest offiziell eingeweiht. Beteiligt daran waren nicht weniger als acht Institutionen: Kulturhaus Südpol, Musikschule Stadt Luzern, Luzerner Theater, Luzerner Sinfonieorchester, Hochschule Luzern – Musik (HSLU), Musik Hug, das Haus der Instrumente und das Probenhaus Werft. Was sich als Fest ankündigte, wurde aber eher zu einem «Tag der offenen Tür» auf einem Kampus, der sich noch immer im Aufbau befindet.
Schon beim Eintreffen sah man, dass der Kampus keineswegs organisch gewachsen ist. Auf der einen Seite steht mit dem «Südpol» das «älteste» Gebäude, ein unspektakulärer Bau, der die Musikschule Stadt Luzern, die Probenräume des Luzerner Theaters und zwei Säle für die alternative Kultur beherbergt. Davor glänzt silbern das 2020 eingeweihte Orchesterhaus des Luzerner Sinfonieorchesters. Abseits dieser beiden Gebäude erhebt sich die 2020 bezogene Musikhochschule. Ein durchdachtes Arealkonzept gibt es also nicht.
Eine bemerkenswerte Ausgangslage …
Die Institutionen decken wichtige Etappen einer musikalischen Laufbahn ab und können an einem Standort vernetzt agieren: von der Grundausbildung über die Hochschule bis zur kreativ-professionellen Ausübung. Was in der Theorie so faszinierend klingt, ist in der Praxis eine Herkulesarbeit, denn jedes Segment funktioniert anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. So wählte man als Festtag den 2. September, an dem die Hochschule und das LSO noch im Sommermodus und die Räume nicht für die Tagesarbeit belegt sind.
Die Auswahl an Darbietungen während sieben Stunden war riesig und reichte vom intimen Vortrag einzelner Personen bis zur Probe von Blasorchestern oder einem Workshop «Schauspieltraining zum Mitmachen». Bespielt wurden Räume von der Probebühne des Luzerner Theaters über die Säle der Musikschule bis zu denjenigen des Sinfonieorchesters und der Hochschule. Auch einzelne Probenräume waren belegt. Was hier an Lokalitäten zur Verfügung steht, ist staunenswert und anregend.
Der Publikumsandrang war allerdings überschaubar, von Festatmosphäre und Gewusel in den Gebäuden war wenig zu spüren. Lag es am mangelnden Interesse oder an der zu geringen Werbung? Und orientierende Hinweise innerhalb und zwischen den Gebäuden waren rudimentär, man musste sich irgendwie selber durcharbeiten. Trotzdem darf man sagen: Wer nicht gekommen ist, hat vieles verpasst, wie ein Rundgang auf dem Gelände zeigte.
… für solo bis tutti …
So konnte man im Orchesterhaus in den Übungsräumen einzelne Musikerinnen und Musiker des LSO kennenlernen. Und im Probensaal präsentierten die über 80 Jugendlichen des Jugendblasorchesters der Stadt Luzern unter der Leitung ihres Dirigenten Sandro Blank ein einstündiges Programm, das sie am Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen spielen werden.
Hörenswert, wie die Jugendlichen einmal als Gesamtformation, ein andermal solistisch die Facetten der Blasmusik ausleuchteten und wie präzise dabei die Schlaginstrumente agierten. Gespielt wurden Werke von Teo Aparicio-Barberán und Amir Malookpour – ein Programmblatt dazu gab es leider nicht. Erstaunlich auch die Akustik des Saals, der für das LSO optimale Bedingungen bietet.
Kleinere Brötchen backt die Musikschule. Ihre beiden Säle sind akustisch nicht optimal, bieten dafür vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Im Kleinen Saal wurden am Fest Schnupperkurse für «Eltern-Kind-Singen» angeboten, die allerdings wenig Beachtung fanden. Die Musikschule war abwechslungsreich präsent, so mit ihrer Band A-la-Ska, die aus erwachsenen Laienmusikerinnen und -musikern besteht. In der kleinen Halle präsentierte Monica Faé-Leitl zwei Blockflötengruppen und demonstrierte, wie sie auch weniger musikalische Kinder mitziehen kann.
Im Salquin-Saal des Hochschulgebäudes spielten das Klarinettenquartett der Hochschule, aber auch Jugendliche der «Talentförderung Musik Kanton Luzern». Mit erstaunlicher Unerschrockenheit präsentierten diese jeweils ihr Stück unter Profibedingungen. Hier konnte man auch den High-end-«HörRaum» bewundern, der mit einer riesigen Vinyl-Sammlung bereichert ist und von Studierenden rege genutzt wird. Wenig bekannt ist allerdings, dass der «HörRaum» genau wie die Bibliothek auch Nicht-Studierenden offensteht.
Neu eröffnet wurde das Haus der Instrumente (bis 2022 Musikinstrumentensammlung Willisau) in der Nähe des Kampus, das der Leiter Adrian Steger als Ort für «Musik und Handwerk» etablieren will. Eine Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern ist bereits angedacht, ein Masterstudent soll im Atelier des Hauses experimentelle Instrumente bauen.
… im Hinblick aufs Publikum
Es ist gerade dieses Mit- und Nebeneinander von Klein und Gross, von Profi und Laien, was diesen Kampus so speziell macht und Potenzial hat. Nachwuchs im Konzertwesen gibt es genug, aber zu einer blühenden Konzertlandschaft gehört auch das Publikum, das dazu hingeführt werden sollte. Konzertsäle wie der Proberaum des LSO oder die drei Säle der Musikhochschule bieten die Gelegenheit, ohne Schwellenangst ein Konzert zu hören.
Insgesamt finden auf dem Kampus derzeit etwa 700 Veranstaltungen pro Jahr statt. Zu dieser Zahl beigetragen hat auch die Zusammenarbeit der Institutionen, die weiter ausgebaut werden soll.