So komplex ist der individuelle Musikgeschmack

Forscherinnen des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) weisen empirisch nach, dass der persönliche Musikgeschmack mit Genres nicht ausreichend beschrieben ist.

Fans desselben Musikgenres können auf Subgenrebene durchaus unterschiedliche Geschmäcker haben. (Bild: MPI für empirische Ästhetik)

Die Forscherinnen befragten in einer repräsentativen Stichprobe mehr als 2000 Personen in Deutschland zu deren Musikgeschmack. In der Auswertung fokussierten sie sich auf die Fans von fünf Genres westlicher Musik – europäische Klassik, elektronische Tanzmusik (EDM), Metal, Pop und Rock – und bezogen erstmals in einer Untersuchung systematisch auch Subgenres mit ein.

Um Nuancierungen gerecht zu werden, entwickelte Seniorautorin Melanie Wald-Fuhrmann, Direktorin am MPIEA, einen speziellen Fragebogen. In diesem sollten die Befragten auch angeben, wie sehr sie die mit den untersuchten Genres verbundenen Substile mochten. Durch die systematische Erfassung der Vorlieben und Abneigungen auf Genre- und Subgenre-Ebene erhielt das Team schliesslich ein differenzierteres Bild des individuellen Musikgeschmacks.

Die Auswertungen ergaben, dass innerhalb von Fangruppen sehr unterschiedliche Untergruppen zu finden sind, die sich anhand ihrer Vorlieben für bestimmte Subgenres unterscheiden. Dabei kristallisierten sich insgesamt fünf Subgruppen heraus: Über alle Fangruppen hinweg können laut Fuhrmann jeweils drei Untergruppen ausgemacht werden, die alle Substile eines Genres ungefähr gleich stark mögen – entweder alle sehr, durchschnittlich oder eher weniger. Zwei weitere Untergruppen differenzieren hingegen: Sie bevorzugen entweder Subgenres, die als «härter» oder anspruchsvoller beschrieben werden können, oder die eher «weicheren», dem Mainstream zuzuordnenden Subgenres.

Originalpublikation:
Siebrasse, A., & Wald-Fuhrmann, M. (2023). You Don’t Know a Person(’s Taste) When You Only Know Which Genre They Like: Taste Differences Within Five Popular Music Genres Based on Sub-Genres and Sub-Styles. Frontiers in Psychology, 14, 1062146. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1062146

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