Der Schweizerische Jugend-Jazz&Pop-Wettbewerb

Seit 2012 gibt es im Rahmen des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs auch eine Schiene für Jazz&Pop. Verglichen mit den Anmeldungen im Klassik-Bereich führt der Jazz&Pop-Wettbewerb trotz mehrerer Präzisierungswellen ein Nischendasein.

Über die Gründe dafür und mögliche Massnahmen dagegen konnte ich mich mit Lukas Hering, dem Präsidenten der Fachkommission Jazz&Pop, unterhalten.

Jazz und Wettbewerb schliessen sich nicht grundsätzlich aus, ja, sie sind sich nicht einmal fremd. Die Jazzgeschichte weiss zu erzählen, dass der Cakewalk – ein Vorläufer des Jazz – seinen Namen Tanzwettbewerben zu verdanken hat. Und die legendären Zürcher Jazzfestivals haben in den 1950er Jahren mit ihrem Wettbewerb schweizweit eine ganze Generation von Jazzer*innen für den Jazz motiviert. 

Dass sich die Szenen von Jazz und Klassik unterscheiden, ist allerdings ebenfalls unbestritten. Dies berücksichtigt der Jugendmusikwettbewerb denn auch: In der Klassik heisst die Vorentscheidung Entrada und findet live im Singsaal statt, die Preselection, das Pendant dazu im Jazz, wurde bisher aufgrund von Videopräsentationen durchgeführt. Das Klassik-Finale ist in der Regel ein klassischer Auftritt in der Aula einer Musikhochschule, das Jazz-Finale ein Set in einem Jazzclub. 

Beiden Wettbewerbstypen ist eigen, dass es nicht um die Bepunktung und die Rangierung von Solovorträgen geht, sondern um die Unterstützung und Beratung von jungen Musiktalenten, unabhängig vom gewählten Stil. An Entrada, Preselection, Come Together und Finale erhalten die Vortragenden Feedbacks von kompetenten Vertreter*innen der Szene. Im Kontakt mit Kolleg*innen, die ähnliche Interessen haben, besteht die Möglichkeit Networking zu betreiben, und in einigen Fällen geht sogar durch eine Studioaufnahme oder einen Auftritt im professionellen Rahmen eine Türe zur professionellen Szene auf. 

Wichtig zu wissen ist, dass «Jazz&Pop» eine Art Platzhalter ist für alle Stile ausserhalb der Klassik oder wie es auf der Homepage formuliert ist: «Jazz, improvisierte Musik, Pop, Rock, HipHop, elektronische Musik etc.» Wobei Jazz und elektronische Musik weniger in der angesprochenen Altersgruppe der Zehn- bis Zwanzigjährigen verbreitet sein dürften, als Pop oder Rock.

Wie Lukas Hering versichert, ist man stilistisch weit offen und grundsätzlich neugierig auf originelle Projekte. Für Projekte, die den Rahmen sprengen, besteht darüber hinaus die Teilnahmemöglichkeit über den Kompositions- oder über den Free Space-Wettbewerb.

Während die Anmeldezahlen im Klassik-Wettbewerb seit Jahren auf hohem Niveau stabil sind, gäbe es im Jazz&Pop-Wettbewerb noch freie Kapazitäten. Aus diesem Grund wurde der Ablauf des Wettbewerbs bereits fünf Jahre nach der Einführung, 2017, evaluiert und präzisiert. Dies zeigte sich in den beiden Folgejahren in wachsenden Anmeldezahlen, die allerdings als Folge der Pandemie ab 2020 wieder stagnierten. 

Auf 2024 hin wird das Vorgehen nochmals überdacht. Angedacht sind in Jazz&Pop regionale Vorausscheidungen in der Form der Klassik-Entradas. Über die intensivierte  Zusammenarbeit mit verschiedenen Musikschulen soll die Verantwortlichkeit, aber auch die Sichtbarkeit des Wettbewerbs, noch weiter verbessert werden.

Ein Jazz&Pop-Musikwettbewerb im Zeitalter der inflationären Competitions, Talent- und Casting-Shows? Der Schweizerische Musikwettbewerb hat aus der jahrzehntelangen Erfahrung des Klassik-Wettbewerbs eine Jazz&Pop-Variante kreiert, die so nah an den Teilnehmenden und an der Szene ist, wie kaum ein anderer Wettbewerb. Es ist zu hoffen, dass dieses Tool auch bald von den jungen Musizierenden voll genutzt wird.

Die Anmeldetermine und -formalitäten sind zu finden auf
sjmw.ch.

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