Popstars werden immer leiser

Ein Oldenburger Team hat das Verhältnis von Lead-Gesang zu Begleitmusik in Popproduktionen über Jahrzehnte untersucht und dabei Überraschendes entdeckt.

Popsängerin Kelly Clarkson (Bild: (U.S. Air Force Photo by Senior Airman Dennis Hoffman)

Aus einer allgemeinen Perspektive lassen sich laut dem Oldenburger Team zwei Hypothesen über die Rolle der Stimmlage bei der Musikproduktion unterscheiden: Erstens könnte die Stimmlage im Laufe der Geschichte der populären Musik festgelegt worden sein, um die Verständlichkeit des Textes und die Hörbarkeit der Hauptmelodie einerseits und die Hörbarkeit der Begleitung andererseits zu gewährleisten. Zweitens könnte man die Hypothese aufstellen, dass die Vokalebene infolge der Entwicklung der Musiktechnologie flexibler eingesetzt wird, um bestimmte künstlerische Entscheidungen und Absichten während der Musikproduktion zu vermitteln.

Das Ziel der Studie war es, diese Hypothesen anhand eines grossen Datensatzes von mehr als 700 Liedern empirisch zu überprüfen. Das Team quantifizierte das Verhältnis von Lead-Gesang zu Begleitmusik (lead-vocal-to-accompaniment level ratio, LAR) in einer repräsentativen Auswahl bekannter Songs von Aufnahmen populärer Musik aus mehreren Jahrzehnten und die Entwicklung der LAR für die vier Top-Songs der Billboard Hot 100 Liste seit 1946.

Dabei wurden zwei unterschiedliche Phasen beobachtet: Die durchschnittliche LAR ging bis etwa 1975 von etwa 5 dB auf 1 dB zurück, blieb danach aber konstant. Vergleicht man die LAR über die verschiedenen Musikgenres hinweg, so wurden positive Werte für Country, Rap und Pop, Werte um Null für Rock und negative Werte für Metal festgestellt. Solokünstler wiesen im Vergleich zu Bands durchweg höhere LAR-Werte auf. Diese Ergebnisse bilden eine Grundlage für einen zentralen Aspekt der Musikmischung.

Originalartikel:
https://pubs.aip.org/asa/jel/article/3/4/043201/2885300/Lead-vocal-level-in-recordings-of-popular-music?

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