Österreich verbietet weiterhin Musikunterricht

Bis zum Ende des Schuljahres 2019/2020 soll in Österreich laut der Regierung kein Musikunterricht mehr stattfinden. Die Entscheidung ist für den Österreichischen Musikrat nicht nachvollziehbar.

Fotonachweis s. unten

Bis jetzt sei keine Begründung für diese Massnahme gegeben worden, schreibt der Musikrat in einem offenen Brief an den zuständigen Bundesminister. Es sei auch nicht ersichtlich, ob dies durch Covid-19-bedingte Hygienemassnahmen oder schulpolitische Überlegungen begründet werde.

Der Musikrat kann sich vorstellen, dass ein sinnvoller Unterricht (bei ohnedies halbierten Klassenschülerzahlen) sehr wohl möglich ist. Jedenfalls ist diese Massnahme für ihn «insofern unverständlich, als gerade zu diesen Zeiten ein Ausgleich zu den enormen Belastungen der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf Homeschooling and Distance learning bzw. auf die mangelnde Gemütsbildung durch soziale Isolation und einseitige Lernformen sehr wichtig wäre!»

Ebenfalls unklar ist, ob davon auch die Pflichtfächer Instrumentalmusik und Gesang (an ORGs und musischen Sonderformen) sowie der Musikkunde-Unterricht an musischen Sonderformen und Musikgymnasien betroffen sind. Diese Entscheidung wäre auch im Hinblick auf den Musikschulunterricht und den Unterricht an Konservatorien abzustimmen und zu kommunizieren. Fraglich sei weiters, wie in Volksschulen mit diesem Unterrichtsverbot umgegangen werden soll, wo ja Musik als Bestandteil des integrativen Gesamtunterrichts und als Bildungsprinzip gesehen wird.

Als Richtschnur kann gelten: Einzelunterricht ist mit Sicherheitsabstand und Maskenpflicht möglich, bei Gesang und Blasinstrumenten sind Massnahmen wie Trennwände erforderlich, Singen und Musizieren in Kleingruppen ist von der Raumgrösse abhängig (Sicherheitsabstand mindestens 1,5 Meter). Ansonsten könne Musikunterricht wie gewohnt stattfinden.
 

Foto: RainerSturm / pixelio.de

Schweizer Musikhochschulen im Krisenmodus

Die Corona-Krise macht auch vor den Schweizer Musikhoch-schulen nicht Halt. In kurzer Zeit hat sich das Leben für die Musikhochschulen, Dozieren-den und Studierenden verän-dert. Wie sollen die Betroffe-nen mit dieser Krise umgehen?

Susanne Abbuehl — Alles ging Schlag auf Schlag: Am 11. März fanden noch Jazz Bachelor-Konzerte statt. Wir waren erleichtert, dass wir die damaligen Auflagen des Bundes erfüllen und dass die Studierenden die Konzerte wie geplant spielen konnten: «Carte Blanche»-Konzerte kurz vor Abschluss des Bachelorstudiums, mit der Möglichkeit, hören zu lassen, wo es künstlerisch hingehen könnte. Am Freitag, 13. März erfuhren wir, dass bis auf weiteres auf Präsenzunterricht verzichtet werden musste. Innerhalb einer Woche stellten wir den gesamten Studienbetrieb um. Hören, Interagieren, Klangnuancen und Raumakustik – wie sollte Musik studieren auf Distanz funktionieren? Natürlich war Blended Learning bereits vor Covid-19 Thema, und viele Dozierende interagierten auch digital mit Studierenden. Dies fand aber immer in Ergänzung zum Präsenzunterricht statt, den wir alle als unersetzliches Kernstück betrachtet hatten.

In den letzten Wochen musste die Lehre neu erfunden werden. Wir wurden dabei sehr gut begleitet von der Hochschulleitung: Die Informationen waren transparent und folgten stets zeitnah auf die Weisungen des Bundes. Grosses Engagement und Betroffenheit waren und sind spürbar. Wir setzen alles daran, auch auf Distanz in Kontakt zu bleiben, um die Studierenden weiterhin gut betreuen zu können. Dabei rücken zeitweilig Themen stärker in den Fokus, die sich sonst auf andere Weise lösen: Übemöglichkeiten etwa oder die finanzielle Überlebensfähig-keit von Studierenden. Auch da suchen wir nach Lösungen und bieten Unterstützungsmöglichkeiten. Auf Distanz wurde es wichtiger als je zuvor, die Lehre der Situation anzupassen: Das zeitgleiche Zusammenspiel war während Liveschaltungen schwierig, aber es bestand nun Anlass und Raum, auch unbegleitet zu musizieren und sich selbst häufiger aufzunehmen.

Kontakt auf Distanz – Studierende betreuen

In Blogs, Inputvideos und im Austausch miteinander lernen wir voneinander und konzentrieren uns darauf, was trotzdem möglich ist. Dabei werden Ansätze zu einer neuen Methodik und eine verbindlichere Selbstevaluation der Studierenden spürbar. Die Lehre wird zum Gemeinschaftsprojekt: Wie schaffen wir das zusammen? Hans-Jürg Rickenbacher, Gesangsdozent im Profil Klassik, nennt das neue Format seines Unterrichts HomeVoice. Die Fachschaft, die schon vor der Viruskrise im gemeinsamen Austausch aktiv und innovativ war, nutzt alle verfügbaren Plattformen und kreierte umgehend ein Forum und Archiv in Form eines Blogs. Chiara Schönfeld, Master Performance Studentin, sieht auch Vorteile in der Vielfalt an Formaten, in der Unterricht zurzeit stattfindet. «Die Inputvideos von Dozierenden kann ich im eigenen Tempo und zeitlich freier bearbeiten.» Sie mag es, dass die Dozierenden in der Umsetzung einen persönlichen Stil erkennen lassen. Durch den Austausch von Aufnahmen habe sie sich zudem selbst differenzierter hören gelernt und könne Feedbacks besser einordnen.

Das Team der Musikbibliothek stellt die Grundversorgung an Literatur und Musiknoten für Studierende, Dozierende und Forschende auch weiterhin sicher – mit einem elektronischen Dokumentenlieferdienst, Postversand und einem breiten Angebot an Medien und entsprechendem Support. Auch hier lautet also der Anspruch, dass unsere Studierenden (fast) wie gewohnt betreut werden sollen. Julian Dillier, Institutsleiter Musikpädagogik, sagt, dass die Umstellung auf Videokonferenzen in Leitungsgremien abrupt war, aber erstaunlich gut funktioniert. Eine besondere Herausforderung stellen die Berufspraktika dar. Trotz Schulschliessungen musste nicht überall aufgeschoben werden: Einige Studierende entwickeln zusammen mit den Praktikumslehrpersonen neue Formate – eine Kompetenz, die ihnen auch später helfen wird.

Die Frage nach den möglichen Auswirkungen des Covid-19-Einschnitts auf Lehre und Forschung beschäftigt Antonio Baldassarre, Leiter Forschung und Entwicklung. Denkbar ist die Erschliessung neuer Forschungsthemen: Nähe und Distanz im Musikunterricht zum Beispiel wird gerade neu definiert. Er beobachtet auch die kreativen Lösungen, welche in Kunst und Kulturwirtschaft gerade entwickelt werden und neue relevante Forschungsfragen generieren.

Aktuell beschäftigt uns das Thema Prüfungen. Die Studierenden wünschen sich zurecht einen «würdigen Abschluss», wie Chiara es formuliert hat. Die öffentlichen Abschlusskonzerte markieren dabei jeweils den Start in die Berufspraxis und machen die langjährige intensive Arbeit an künstlerisch-musikalischen Fähigkeiten hörbar. Welche Erkenntnisse werden wir aus dieser intensiven Phase des Lernens mitnehmen? Das wird uns bestimmt noch lange beschäftigen. Die Aufnahmeprüf-ungen, die 2020 in einem mehrstufigen Verfahren mit Videobeurteilung und Liveschaltung stattfinden, verlaufen bisher sehr positiv: Es ist auch online möglich, verbindlichen Kontakt herzustellen. Reale Präsenz bleibt aus unserer Sicht allerdings unverzichtbar.

Susanne Abbuehl

… ist Leiterin des Instituts für Jazz und Volksmusik und Mitglied der Departementsleitung, Hochschule Luzern – Musik.

MvO — Was tun, wenn die Welt aus den Fugen gerät? Wenn die Klientel ebenso wie die Studierenden verzweifeln, aus Einsamkeit wie Existenzängsten? Seit 16 Jahren gibt es an der Hochschule der Künste Bern die Agentur KULT, die es den Studierenden ermöglicht, mit Auftritten in der Arbeitswelt Fuss zu fassen und sich Gedanken zu machen zur Selbstvermarktung oder zur Portfolio-Karriere. Doch plötzlich befindet sich die Welt in einer Schockstarre, und in der Agentur trifft Absage um Absage ein – keine Auftritte mehr an Festivals, Diplomfeiern, Hochzeiten und Trauerfeiern. Die Agentur steht dabei direkt im Austausch mit verschiedenen Zielgruppen aus allen Generationen. Als Leiterin der Studierendenagentur geht Claudia Kühne proaktiv vor, denn Alternativen werden dringend benötigt. Dies sowohl für ein soziales Miteinander in Zeiten der körperlichen Distanz als auch zur Unterstützung der prekären Situation vieler Studierenden, die sich laufend verschärft.

Kreativ sein, so lautet Kühnes Antwort. Gibt es Wege, weiterhin ein musikalisches Ständchen in einem Pflegeheim zu spielen, ohne ein Risiko einzugehen oder das Pflegepersonal zusätzlich zu belasten? Ja, mittels Telefon, das es praktisch überall gibt. So entstehen laufend neue Angebote, die auch in der akuten Krisenzeit gewährleistet werden können. Und die Kreativität könnte belohnt werden, indem auf diese Weise auch eine neue Kundschaft akquiriert wird. Zudem setzen sich die Musikerinnen und Musiker sowie die Darstellenden in einem neuen Kontext mit der Digitalisierung auseinander. Sie haben erkannt, was für ein Potenzial in den digitalen Kanälen steckt. Claudia Kühne und ihr Mitarbeiter Nicolas Wolf unterstützen sie darin, sich mit den Technologien vertraut zu machen, sei es durch technische Tipps oder durch einen eigenen YouTube-Kanal. Die Studierenden sind plötzlich mit Fragen konfrontiert: nach dem Zielpublikum, nach dem Erreichen eines Publikums, aber auch nach dem Aufbau und der Pflege ihres persönlichen Netzwerks. Diese Fragen stehen in direktem Zusammenhang mit der Arbeit von KULT, aber sie bekommen in der Krise eine neue Aktualität. Die so entstehenden Formate werden aktuell getestet und auch nach der Krise das Angebot ergänzen, so Claudia Kühne. Die Studierenden, bestätigt sie, haben sehr positiv auf ihre Initiative reagiert und nehmen die «Corona-Zeit» auch als kreativen Motor wahr. Die Hochschule der Künste Bern und ihre Studierenden können so eine aktive und positive Rolle in der verunsicherten Gesellschaft spielen, im Hier und Jetzt.

> www.kult-agentur.ch

Claudia Kühne

… ist Leiterin der KULT Studierendenagentur der BFH Hochschule der Künste Bern.

Sibille Stocker — Die freien Tage während der Basler Fasnacht haben zahlreiche Studierende der Hochschule für Musik FHNW/Musik-Akademie Basel für Besuche und Auftritte in ihren Heimatländern genutzt. Einige von ihnen sitzen dort immer noch fest. Abgesagte Konzerte, Währungsabwertung in der Heimat, Arbeitslosigkeit der Eltern, die das Studium finanzieren und/oder der Ausfall allfälliger Nebenjobs sind für viele existenziell. «Mein Studium finanziere ich aus meinen Ersparnissen. Die Abwertung der brasilianischen Währung lässt diese rasant schrumpfen. Für die Unterstützung aus dem Solidaritätsfonds bin ich sehr dankbar.» Der Jazz-Saxofonist F. M. ist einer von 141 Studierenden, der ein Notstipendium beantragt hat. Unmittelbar nach dem Lockdown kamen die ersten Hilferufe von Studierenden in Not, umgehend wurde bei der Stiftung zur Förderung der Musik-Akademie Basel ein Solidaritätsfonds eingerichtet und ein Spendenaufruf lanciert. Rund 70 Personen aus dem Umfeld der Musik-Akademie und den Reihen der Dozierenden der Hochschule für Musik sind dem Aufruf innert weniger Tage gefolgt und haben mehr als 190 000 Franken gespendet. Noch vor Ostern wurden alle Anträge geprüft, 121 Notstipendien konnten ausbezahlt werden. Eine grossartige Aktion!

Unabsehbare Folgen für den Musikmarkt

«Alle meine Konzerte und auch meine Projekte mit Schweizer und Mexikanischen Musikern wurden abgesagt. Die Situation in meiner Heimat ist katastrophal. Ich mache mir grosse Sorgen.» Auch der Schlagzeuger E. S. erhielt einem Zustupf aus dem Solidaritätsfonds. Was ihn allerdings weit stärker belastet als der finanzielle Engpass, ist die ungewisse (kulturelle) Zukunft. Das spanische Quartett Kebyart, vier junge Saxofonisten, die zur Zeit in unterschiedlichen katalanischen Städten im «confinamiento» ausharren müssen, schildern es wie folgt: «Die Stillegung des Musikmarktes ist das eine, das andere ist die Unsicherheit darüber, was längerfristig mit bereits programmierten Auftritten passieren wird. Diese Lähmung, dieses auf Stand-by gesetzt sein und nicht wissen, wie lange noch, das ist zermürbend.» Für Jazzer*innen und Kammermusiker*innen ist gemein-sames Üben in Zeiten des Lock-downs weitgehend unmöglich, zu gross sind die Online-Latenzen, auch der aktuellsten technischen Medien. F. M. bringt es auf den Punkt: «Wir haben kein Miteinander mehr, Jazz ist Interaktion zwischen Musiker*innen und mit dem Publikum. In dieser Zeit verlieren wir alle unsere unique moments

Neues ausdenken, arrangieren, reflektieren, lernen

Die Situation dieser sechs Musiker aus dem hispano-portugiesischen Raum steht exemplarisch für viele ihrer Musikerfreund*innen und Kommiliton*innen. Die Sorge um ihre Lieben, die Zukunft des Studiums und neue berufliche Ungewissheiten treiben sie um. Aber alle sind sie intensiv daran, sich kreativ mit den aktuellen Begebenheiten auseinanderzusetzen. Eine Möglichkeit hierfür eröffnet nicht zuletzt die Aktion «musicalthoughts4u» der Hochschule für Musik FHNW/Musik-Akademie Basel. Die Studierenden wurden aufgefordert, unter Wahrung des Social/Physical Distancing, ihr ganzes künstlerisch-kreatives Potential für innovative Musikvideos einzusetzen und diese selbst zu produzieren – Geldpreise winken den Sieger*innen, um diese Anstrengungen in Zeiten der finanziellen Knappheit auch sinnvoll würdigen zu können. So können die Studierenden der Basler Musikhochschule den Leidtragenden der Corona-Krise vielleicht mit einer Art «musikalischer Umarmung» einen virtuellen Ersatz für die schmerzlich vermissten unique moments schenken.

> www.fhnw.ch/musicalthoughts4u

Sibille Stocker

… ist Leiterin des Instituts für die Kommunikation an der Hochschule für Musik FHNW/Musik-Akademie Basel.

In der nächsten Ausgabe wird an dieser Stelle versucht, die neuen Lehrmethoden, welche aufgrund der Corona-Krise an den Schweizer Musikhochschulen angewendet werden, näher zu beleuchten.

Beethoven-Jahr verlängert

Der Aufsichtsrat der Beethoven Jubiläums GmbH hat entschieden, dass die Feierlichkeiten zu Ehren von Beethovens 250. Geburtstag bis September 2021 weitergeführt werden.

Längere Belichtungszeit. Foto: s.unten

Es sei ihm ein grosses Anliegen, dass möglichst viele der bisher geplanten Projekte realisiert werden können, schreibt der Aufsichtsrat. So soll Beethovens 250. Tauftag, der 17. Dezember 2020, nicht das Finale, sondern einen Höhepunkt der Feierlichkeiten des in Bonn geborenen Komponisten markieren.

Die Beethoven Jubiläums GmbH hält zudem weiterhin an dem für diesen Tag geplanten Konzert mit Daniel Barenboim und dem West-Eastern Divan Orchester unter der Anwesenheit des Bundespräsidenten als Schirmherr des Jubiläums fest.

Das Programm BTHVN2020 umfasst 300 Projekte. Aktualisierungen in der Programmplanung werden im zentralen Veranstaltungskalender auf www.BTHVN2020.de abgebildet.

Kompositionen von Fred Stocker digitalisiert

Im Auftrag der Karl-Lamperti-Stiftung werden in Zusammenarbeit mit dem Haus der Volksmusik die Werke des Lachner Komponisten Fred Stocker erfasst. Einige sind bereits digital greifbar.

Fred Stocker wird 2017 mit dem päpstlichen Orden geehrt. Foto: zVg

Alfred Stocker wurde 1928 in Savoyen geboren. Er ist der Neffe des legendären Volksmusikanten Stocker Sepp (1898-1949). Wie das Haus für Volksmusik schreibt, wirkte Stocker ab 1963 in Lachen als Pädagoge, Chorleiter und Organist. Viele Jahre lang habe er das dortige Dorfleben aktiv mitgeprägt und musikalisch bereichert. Für sein vielseitiges Schaffen wurde er 1989 mit dem Anerkennungspreis des Kanton Schwyz und 2017 mit der päpstlichen Benemerenti-Medaille ausgezeichnet.

Auf der Website des Hauses der Volksmusik in Altdorf erhält man nun in der Rubrik «Gesamtwerke» Einblick in sein Schaffen. Eine Biografie ergänzt die 143 bereits digital erfassten und öffentlich als PDF zugänglichen Werke von momentan Adoro te über das Lachner-Lied bis zu Zu Gott allein ist stille meine Seele. Die Sammlung soll weiter ausgebaut werden. Ergänzende Informationen zu Fred Stocker oder einzelne Werken sind willkommen. Wer Fred Stockers Werke öffentlich aufführt, muss dies in den Suisa-Listen angeben.
 

Neues Datum für das EJCF

Dem Organisationsteam ist es gelungen, das 12. EJCF auf die Auffahrtstage 2021 (12. bis 16. Mai) zu verschieben. Drei weitere Festivals, die meisten der eingeladenen Chöre sowie gegen 100 Kooperationspartner und -partnerinnen ermöglichen dies dank ihrer Flexibilität.

EJCF 2018: Chœur d’Enfants Sotto Voce, Frankreich Foto: Guido Schärli

Die 12. Ausgabe des Europäischen Jugendchor Festivals Basel (EJCF) hätte über die diesjährigen Auffahrtstage stattfinden sollen. Covid-19 machte einen Strich durch die Rechnung und der EJCF-Vorstand hat das Festival Mitte März abgesagt. Man hatte zunächst nicht damit gerechnet, dass die 12. Ausgabe verschoben werden könnte. Dies wurde nun doch möglich, weil sich, wie das Festival schreibt, gleich mehrere Festivals solidarisch zeigten und ihre Anlässe auf neue Termine setzten oder neue Kooperationen eingingen. So werde das Schweizerische Kinder- und Jugendchorfestival vom Mai 2021 auf Mai 2022 verschoben und finde gleichzeitig mit dem Schweizer Gesangsfestival (Festival der Chöre 20. bis 28. Mai 2022 in Gossau) statt. Das Treffen der Schweizer Chorleiterinnen und -leiter finde 2021 im Rahmen des EJCF statt, geplant war es während des Kirchenklangfestes Cantars (März bis Juni 2021). Einige Konzertveranstalter hätten Termine verschoben, mitarbeitende Organisationen und Freiwillige ihre Unterstützung für 2021 zugesichert. Bis auf vier der für 2020 eingeladenen Chöre könnten alle auch nächstes Jahr teilnehmen.

Ausserdem sei das EJCF nicht ganz gestrichen: Das Schweizer Radio werde Aufnahmen vergangener Festivals senden, die Recycling-Aktion von ungebrauchten Werbematerialien laufe weiter und ab 10. Mai würden auf der Website des Festivals Aktivitäten verkündet, «die nun als Amuse bouche eines EJCF 2021 verstanden werden können.»

Eröffnung der Tonhalle Zürich verschoben

Die Bauarbeiten bei der Instandsetzung von Kongresshaus und Tonhalle laufen weiter. Die Corona-bedingten Schutzmassnahmen verzögern jedoch den Baufortschritt. Der Eröffnungstermin von Kongresshaus und Tonhalle wird wegen des erhöhten Terminrisikos von März auf September 2021 verschoben.

Architektin Boesch und Paavo Jaervi bei einer früheren Besichtigung. Foto:Alberto Venzago

Die vom Bund verordneten Massnahmen und die ausserordentliche Lage wirken sich auf den Bauablauf aus, schreibt die Stadt Zürich: Der Bauprozess und die Materiallieferungen seien beeinträchtigt. Am ursprünglich angesetzten Eröffnungstermin vom März 2021 festzuhalten sei unter den gegebenen Umständen für die Betreiberinnen ein zu grosses Risiko.

Die Tonhalle-Gesellschaft Zürich wird die Saison 2020/2021 statt in der Tonhalle am See in der Tonhalle Maag durchführen und plant entsprechend um.

Es sei aktuell schwer einschätzbar, wann sich die Lieferketten stabilisieren werden und welche Langzeitfolgen die Massnahmen auf das Terminprogramm haben. Nicht zuletzt, weil die Lockerungen des Bundes schrittweise und mit Vorbehalt vollzogen werden. Die Bauherrschaft strebe weiterhin eine möglichst rasche Fertigstellung an.
 

Streichquartett Nr. 13

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf das Streichquartett Nr. 13 in B-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Als Ignaz Schuppanzigh im April 1823 nach Wien zurückkehrte, bemerkte er schon während seines ersten Besuchs bei Beethoven: «Auf dem Lande werde ich ihn besuchen, da wollen wir zusammen ein neues Quartett komponieren.» Den entscheidenden Anstoss für die Komposition einer ganzen Reihe von Streichquartetten dürfte jedoch ein Brief von Fürst Nikolai Galitzin gegeben haben, in dem dieser gleich um «un, deux ou trois nouveaux Quatuors» bat. Doch schon die Uraufführung des ersten aus dieser Reihe am 6. März 1825 (Es-Dur op. 127) verlief enttäuschend – und machte deutlich, dass Beethoven mit seinen späten Streichquartetten weit in die Zukunft schaute. Bemerkenswert ist hierfür ein Kommentar über die Anforderungen des Werkes, den Schuppanzigh im Zuge einer Aussprache in ein Konversationsheft des tauben Komponisten eintrug: «Mechanische Schwierigkeiten sind ja nicht darinn, nur die Originalität macht es schwer, welche man im ersten Augenblik nicht fassen kann.»

Beethoven selbst war sich des interpretatorischen wie intellektuellen Anspruchs durchaus bewusst. In einem Skizzenbuch findet sich der auf den Kopfsatz des Streichquartetts B-Dur op. 130 abzielende Plan: «letztes Quartett für Galitzin mit einer ernsthaften und schwergängigen Einleitung». Am Ende wurde das Adagio dann doch nicht so gewichtig, dafür aber erscheint es mit dem nachfolgenden Allegro kontrastierend verzahnt. Dem an dritter Stelle stehenden Andante wie auch der berühmten Cavatina (5. Satz) geht dann jeweils ein knapp gefasstes Scherzo voraus. Den Abschluss bildete ursprünglich die später durch ein Rondo-Finale ersetzte und separat gedruckte «Grosse Fuge». Die konzeptionell in sich geschlossene ursprüngliche Fassung der Komposition bezeichnete Anton Schindler in seiner Beethoven-Biografie (3. Auflage von 1860) wenig verständlich als «Monstrum aller Quartett-Musik».

Dass Komponist und Publikum neue Werke mitunter unterschiedlich wahrnehmen, ist nicht erst ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. So erinnerte sich Karl Holz, Secundarius im Schuppanzigh-Quartett, an die Uraufführung von Opus 130 am 21. März 1826: «Die Produktion Aufführung war nie im Beisein Beethovens. Das Publikum war nach Umständen begeistert, erstaunt, oder fragend, doch aus Ehrfurcht nie absprechend. Es begriff – oder es begriff auch nicht. Bei der 1. Produktion des B Dur Quartetts, als noch die Fuge das Finale bildete, mußten die kleinen Zwischensätze in B Moll und G Dur, auf stürmisches Verlangen, wiederholt werden …. Die Fuge ging unverstanden vorüber. Beethoven erwartete mich nach der Uraufführung im nächstgelegenen Gasthause. Ich erzählte ihm, daß die beiden Stücke wiederholt werden müssen recte: mussten. Ja! sagte er hierauf ärgerlich, diese Leckerbissen! Warum nicht die Fuge?» Hervorhebungen im Original

 


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Von Musik freigesetzte Energien

Forscher des Dresdner Fraunhofer-Institutes für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM haben die Instrumente der Berliner Philharmoniker nach dem Spielen mit einer Wärmebildkamera abgelichtet.

Thermobild von Violinen/Bratschen (Bild: Heribert Schindler Fraunhofer IFAM Dresden),SMPV

Mittels Infrarotstrahlung erfasste die Wärmebildkamera die Oberflächentemperatur von Instrumenten vor, während und nach einem Konzert. Die dabei entstandenen Thermogramme zeigen eindrucksvoll und zum Teil auch überraschend, welche Temperaturen an welchen Stellen der Instrumente entstehen. Diese kommen durch Berührungen, Druck oder Atemluft zustande. Beispielsweise durch Auflegen einer Violine auf die Schulter, das Bespielen einer Pauke oder das Halten des Taktstocks.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IFAM Dresden fanden heraus, dass sich die Instrumente beim Spielen um bis zu 10 Grad erwärmen. Dies hängt natürlich auch vom Material ab. Blechblasinstrumente nehmen Wärme schneller auf, geben sie aber auch rascher wieder ab. Holzblasinstrumente dagegen nehmen Wärme langsamer auf, halten diese dafür aber länger. So erwärmt sich beispielsweise das Mundstück einer Trompete auf bis zu 30 °C, das Griffbrett einer Violine nur auf bis zu 25 °C im Verhältnis zur Raumtemperatur von 20 °C.

Mehr Infos:

Musik in Zeiten von Corona

Ein internationales Forschungsprojekt untersucht die Auswirkungen der Corona-Krise auf unser Musikverhalten.

Foto: Fixelgraphy on Unsplash (s. unten),SMPV

Am 20. April fiel der Startschuss für die Online-Umfrage des internationalen Forschungsprojekts «Music Use in the Time of Corona». Die weltweiten Entwicklungen möchten Melanie Wald-Fuhrmann, Lauren Fink (beide Frankfurt a.M.), Niels Chr. Hansen (Aarhus), Lindsay Warrenburg (Boston), Claire Howlin (Dublin), und Will Randall (Jyväskylä) dokumentieren und auswerten.

Inspiriert durch sich gerade viral verbreitende Videos mit Hashtags wie #coronasongs, #quarantunes oder #covidance, konzipierten die Forscher eine Online-Studie, die nach dem persönlichen Musizieren und Musikhören vor und während der Krise fragt. Im Detail geht es dabei um die technischen Formate, mit denen Musik gehört wird, Formen des Musizierens allein und mit anderen, Situationen, in denen man Musik hört, sowie um die Gründe und Motivationen fürs Musikhören und -machen.

Mehr Infos:
http://ww2.unipark.de/uc/musicandcorona

Heri wechselt von Basel nach Luzern

Felix Heri übernimmt zum 1. Juni die Leitung der Lucerne Festival Academy und Alumni. Heri wechselt zum Festival von der Basel Sinfonietta, dort war er seit 2012 tätig, seit 2013 als Geschäftsführer.

Felix Heri (Foto: Gregor_Brändli)

Die Lucerne Festival Academy wurde 2004 von Pierre Boulez und Festival-Intendant Michael Haefliger gegründet. Jeden Sommer arbeiten junge Orchestermusiker, Dirigenten und Komponisten aus der ganzen Welt mit renommierten Komponisten und Dirigenten der Neue Musik-Szene an zeitgenössischen Partituren und Klassikern der Moderne.

Künstlerischer Leiter der Akademie ist seit 2016 der Komponist Wolfgang Rihm. Die Lucerne Festival Alumni sind ein stetig wachsendes Netzwerk von über 1ʼ200 ehemaligen Teilnehmern der Lucerne Festival Academy. Sie sind nicht nur während des Sommers in Luzern präsent, sondern fungieren auch als internationale Botschafter von Lucerne Festival und treten in verschiedenen Ländern auf.

Felix Heri wurde 1986 in Deitingen/Solothurn geboren und studierte zunächst Klarinette an der Hochschule Luzern, anschliessend absolvierte er den Studiengang Kulturmanagement an der Universität Basel.

«Close Distance statt Cultural distancing»

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat die Ausschreibung «Close Distance» gestartet. Damit will sie zu neuartigen Produktionen anregen, die kreativ mit den derzeitigen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens umgehen. Bewerben kann man sich bis auf Weiteres über myprohelvetia.

Ausschnitt aus dem Signet von «Close Distance». Bild: Mirjana Farkas/Pro Helvetia

Die Covid-19-Pandemie sei eine aussergewöhnliche und für viele Menschen existenzielle Situation und verlange nach neuen, kreativen Lösungen, schreibt Pro Helvetia. Kunst- und Kulturschaffende sollten trotz Mobilitätsbeschränkungen weiter zusammenarbeiten können und ihre Arbeiten trotz Versammlungsverboten ein zahlungswilliges Publikum finden. «Cultural distancing» sei keine Option und so sei die Kultur aufgefordert, mit Distanz innovativ umzugehen.

Mit der Ausschreibung «Close Distance» wolle Pro Helvetia «Kulturschaffende und Kulturinstitutionen dazu ermutigen, mobilitätsunabhängige Formen der Zusammenarbeit sowie neue Formen der Öffentlichkeit zu initiieren oder bestehende Formate zu intensivieren – sowohl innerhalb der Schweiz wie auch gemeinsam mit internationalen Partnern. Von besonderem Interesse sind dabei experimentelle künstlerische Kollaborationen, neue Reflexionsformate, internationale Vernetzungen und Partnerschaften sowie Plattformen.» Gesucht seien neue Formate, «die auch über die Corona-Krise hinaus Bestand haben und physische Mobilität nicht mehr zur zwingenden Voraussetzung von Kulturproduktion und -rezeption machen», sagt Seraina Rohrer, Bereichsleiterin Innovation & Gesellschaft bei Pro Helvetia. Unterstützt werden sowohl digitale wie analoge Projekte in allen von Pro Helvetia unterstützten künstlerischen Bereichen/Disziplinen.
 

Voraussetzungen

Das Vorhaben muss einen Bezug zur Schweiz haben, von gesamtschweizerischem Interesse sein und eine klare Wirkungsabsicht verfolgen und umsetzen. Es muss durch hohe kulturelle und fachliche Originalität und Qualität überzeugen, nach professionellen Standards umgesetzt werden und die Kapazität aufweisen, künstlerische und soziale Distanzen zu überschreiten.

Maximal kann ein Projekt mit 50 000 Franken unterstützt werden. Die Gesuche werden laufend überprüft, ein Entscheid wird innerhalb von drei Wochen gefällt. Weitere Details zur Eingabe finden sich auf:

Solothurner Hilfen für die Kultur

Der Solothurner Regierungsrat hat die Umsetzung der bundesrätlichen Covid-19-Verordnung zur Kultur beschlossen. Ab sofort können Kulturunternehmen und Kulturschaffende beim Kanton zusätzliche finanzielle Hilfen beantragen.

Wendeltreppe im Rathaus Solothurn. Foto: WikimediaCommons, Nachweis siehe unten

Der Solothurner Regierungsrat hat die konkrete Umsetzung der Massnahmen beschlossen und eine Unterstützungshilfe mit einem Kostendach von maximal 3,48 Mio. Franken genehmigt. Konkret können nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen, die ihren Sitz im Kanton Solothurn haben, beim Kanton rückzahlbare zinslose Darlehen beantragen, um ihre Liquidität zu sichern. Selbständige Kulturschaffende mit Wohnsitz im Kanton Solothurn und Kulturunternehmen mit Sitz im Kanton Solothurn können Ausfallentschädigungen beantragen.

Die Unterstützungsmassnahmen sind subsidiär zu allen anderen staatlichen Leistungen in Zusammenhang mit der Abfederung der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus (Kurzarbeitsentschädigung; Arbeitslosenentschädigung; Erwerbsausfallentschädigung; Soforthilfe an Kulturschaffende, Überbrückungsfonds Kanton Solothurn). Sie decken damit den Schaden, für den keine anderweitige staatliche Ersatzleistung erfolgt und der nicht durch eine Privatversicherung gedeckt ist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es deshalb schwierig zu prognostizieren, inwiefern diese Form der Unterstützung und entsprechend die finanziellen Mittel im Kanton Solothurn genutzt werden.

Ab sofort können nun Anträge für zusätzliche Unterstützungsbeiträge, wenn möglich, bis Donnerstag, 30. April 2020, jedoch spätestens bis Mittwoch, 20. Mai 2020, eingereicht werden. Die entsprechenden Gesuchsformulare und Merkblätter werden unter https://corona.so.ch/bildung-kultur/kultur-und-sport aufgeschaltet.
 

Bildnachweis

Von Gestumblindi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79125276

Sonate für Horn und Klavier

Jeden Freitag gibts Beethoven: Zu seinem 250. Geburtstag blicken wir wöchentlich auf eines seiner Werke. Heute auf die Sonate für Horn und Klavier F-Dur.

Ausschnitt aus dem Beethoven-Porträt von Joseph Karl Stieler, ca. 1820

Für jeden Hornisten ist diese Sonate auch heute noch eine Herausforderung, ganz gleich, welches Instrument angesetzt wird. So ist der Tonvorrat des Waldhorns rein bautechnisch auf die Naturtonreihe beschränkt, was musikalisch weder eine durchgehende diatonische noch eine chromatische Linie ermöglichte. Vor der späteren Einführung der mechanischen Ventile (von denen Johannes Brahms übrigens kein grosser Freund war) konnte diese Beschränkung nur durch die sogenannte Stopftechnik weitgehend aufgehoben werden – eine Technik, bei der die Hand im Trichter je nach Lage und Form Einfluss auf die Tonhöhe nimmt. Nur wenige herausragende Musiker waren in der Lage, die damit einhergehende charakteristische Veränderung des Klanges (nämlich von strahlend offen zu eng gestopft) hinreichend auszugleichen. Zu diesen zählte der in Böhmen geborene Wenzel Stich (1746–1803), der sich italianisierend auch Giovanni Punto nannte. Er hatte Beethoven zur Mitwirkung in einer Akademie am 18. April 1800 im Hofburgtheater gewinnen können, doch die dafür abgesprochene Komposition wurde erst im allerletzten Moment fertig. In seiner wohl anekdotisch gesteigerten Erinnerung formuliert es Ferdinand Ries so: «Die Composition der meisten Werke, die Beethoven zu einer bestimmten Zeit fertig haben sollte, verschob er fast immer bis zum letzten Augenblick. … Den Tag vor der Aufführung begann Beethoven die Arbeit und beim Concerte war sie fertig.»

Ob aus diesem Grund der mittlere langsame Satz (Poco adagio, quasi andante) nur einen vergleichsweise geringen Umfang aufweist und eher die Funktion einer Einleitung zum abschliessenden Rondo hat? Dass Beethoven mit den klanglichen Möglichkeiten des Horns bewusst gespielt und die Komposition Stich/Punto vermutlich geradezu auf den Leib geschrieben hat, zeigt schon der Beginn des ersten Satzes. Hier eröffnet das Horn mit einem Signal aus der Naturtonreihe. Die Übernahme des engschrittigen gesanglichen Hauptthemas ist aber auf einem ventillosen Instrument ohne Anwendung einer ausgefeilten Stopftechnik nicht denkbar. Für den heutigen Musiker, der meist auf dem technisch ausgeklügelten und klanglich ausgeglichenen Ventilhorn spielt, erwächst daraus die Herausforderung, etwas von dieser ausdrucksstarken, differenzierten Klanglichkeit lebendig zu halten.

 


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Baselbiet unterstützt Kulturunternehmen

Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft hat Beschlüsse zur Umsetzung der Covid-Verordnung Kultur des Bundesrats gefasst. Ab sofort können Kulturschaffende und Kulturunternehmen beim Kanton Gesuche für Ausfallentschädigungen und Darlehen stellen.

Kulturhaus in Liestal. Foto: I, Parpan05 – Nachweis siehe unten

Für die Massnahmen im Kulturbereich stellt der Bundesrat finanzielle Mittel im Umfang von 280 Millionen Franken zur Verfügung. Gemäss Verteilschlüssel des Bundes werden dem Kanton Basel-Landschaft 4,051 Millionen Franken zugesprochen. Dies unter der Voraussetzung, dass der Kanton Mittel in derselben Höhe bereitstellt. Im Baselbiet stehen somit insgesamt 8,102 Millionen Franken bereit.

Nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen und gewinnorientierte Kulturunternehmen ohne Unternehmens-Identifikationsnummer (UID) sowie Kulturschaffende können auf Gesuch Ausfallentschädigungen von maximal 80 Prozent des finanziellen Schadens erhalten, welcher mit der Absage oder der Verschiebung von Veranstaltungen und Projekten oder mit Betriebsschliessungen verbunden ist und durch staatliche Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verursacht wurde. Die Umsetzung der Massnahmen und die Gesuchsbearbeitung geschehen in enger partnerschaftlicher Koordination mit dem Kanton Basel-Stadt. Dies gilt insbesondere bei Gesuchen, welche mit den bikantonalen Fachausschüssen BS/BL in Verbindung stehen.

Für nicht gewinnorientierte Kulturunternehmen sieht der Bundesrat ferner rückzahlbare zinslose Darlehen zur Sicherstellung der Liquidität vor, sofern diese infolge staatlicher Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gefährdet ist. Die Darlehen belaufen sich auf höchstens 30 Prozent der Erträge des Kulturunternehmens, abzüglich Subventionen der öffentlichen Hand. Sie können nach einem vorgängigen Beratungsgespräch mittels Gesuch bei kulturelles.bl beantragt werden.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Verleihung der Kulturpreise 2020 des Kantons Basel-Landschaft verschoben. Die Kulturpreisverleihung wird zu einem späteren Zeitpunkt in anderer Form durchgeführt. Kulturelles.bl wird zu gegebener Zeit informieren. Die Kulturpreisverleihung 2021 findet – wie für dieses Jahr vorgesehen – in Oltingen statt.

Mehr Infos: www.kulturelles.bl.ch/corona
 

Bildnachweis

Von I, Parpan05, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74697182

Die digitalen Kanäle rücken in den Fokus

Angesichts der Corona-Krise musste auch m4music abgesagt werden, sogar die Pläne für eine digitale Teilausgabe. Dennoch oder gerade deshalb will sich das Popmusikfestival in den kommenden Monaten für die Schweizer Musikszene einsetzen.

Bekanntermassen hat das Corona-Virus das öffentliche Kulturleben in der Schweiz nahezu zum Erliegen gebracht. Dem Musikfestival des Migros-Kulturprozents m4music hat die Pandemie sogar zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zwei Wochen vor Beginn wurde bekannt, dass die 23. Ausgabe, ursprünglich geplant vom 19. bis 21. März, aufgrund behördlicher Vorgaben abgesagt werden muss. «Eine Durchführung ist nicht zu verantworten», war der Medienmitteilung zu entnehmen.

Planung im Rhythmus der Ereignisse

Völlig geschlagen geben wollten sich die Macherinnen und Macher zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Folgerichtig verkündete man: «Aus m4music 2020 wird m4music 2.0.» Statt ein dreitägiges Festival für 6000 Besucherinnen und Besucher wurde nun ein Livestream für die Daheimgebliebenen geplant. Angedacht war ein Mix aus Musik, Paneldiskussionen und der sogenannten Demotape Clinic – dem Nachwuchswettbewerb für Schweizer Popmusik. Bereits elf Tage später war auch dieses Vorhaben bereits Geschichte. «In Anbetracht der aktuellen Situation und der neusten Vorgaben des Bundesrates ist die Durchführung einer Veranstaltung wie des Streaming-Festivals m4music 2.0, für das über 50 Mitarbeitende und Gäste aus verschiedenen Teilen der Schweiz anreisen würden, nicht zu verantworten», liess die Festivalleitung verlauten.

Deswegen klein beizugeben stand für m4music aber nicht zur Diskussion. Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee versprach: «Allen Umständen zum Trotz wollen wir der Schweizer Popmusik eine Plattform bieten und in den kommenden Wochen auf unseren digitalen Kanälen eigens produzierte Inhalte für Musikfans und Professionals zur Verfügung stellen.» Tatsächlich kam es am 21. März – dem ursprünglichen Festivalsamstag – zu einem ersten Online-Panel unter dem Titel Totalausfall – Die Musikszene in Zeiten des Corona-Virus. Rund 350 Teilnehmende hätten die Diskussion auf Facebook oder Zoom live verfolgt und die Klickzahlen der Aufzeichnung auf Youtube würden laufend steigen, erklärt Philipp Schnyder auf Anfrage. «Damit dürfen wir zufrieden sein.»

Aktualität bestimmt die Diskussionsthemen

Auf die Auswirkungen der Festivalabsage angesprochen, erläutert er: «Das m4music ist der wichtigste Treffpunkt für die Schweizer Indie-Musikszene. Dementsprechend schmerzhaft war der Schritt.» Aber man müsse sich gleichzeitig darüber im Klaren sein, dass für die Vertreter der hiesigen Musikszene aktuell andere Fragen im Vordergrund stünden. Folgerichtig widmete sich das oben genannte und nach wie vor auf Youtube präsente Online-Panel bewusst auch diesen Problemen. Diskutiert wurde etwa die existenzielle Not, in die Musikschaffende bei ausbleibenden Gagen geraten und immer mehr Clubs und Festivals angesichts des Veranstaltungsverbots.

Doch zurück zum m4music: Laut Schnyder sei man momentan noch damit beschäftigt, die finanziellen Auswirkungen der Festivalabsage zu analysieren. Es handle sich um einen aufwendigen Prozess, der zudem juristische Abklärungen erfordere. «Dabei ist es nicht das Ansinnen von m4music und dem Migros-Kulturprozent, finanziell möglichst gut wegzukommen.» Eine Haltung, die das Festival einnehmen kann, weil es trotz Absage grundsätzlich nicht in Frage gestellt wird. «Wir sind sehr gut positioniert und gehen davon aus, dass das m4music im kommenden Jahr wieder stattfinden wird», erklärt Schnyder. Eine Verschiebung des diesjährigen Festivals – etwa in den Herbst – wurde nicht in Erwägung gezogen. «Das wäre zu kostspielig gewesen», so der Festivalleiter.

Weitere Panels und Demotape Clinic online

Klar sei, dass man auch ohne m4music 2020 der Schweizer Musikszene behilflich sein wolle. «Derzeit sind wir noch am Überlegen, wie wir uns positionieren wollen, um die einheimische Szene bestmöglich zu unterstützen», berichtet Schnyder. Weil das Schweizer Radio und Fernsehen bereits mit allerlei Streams aktiv ist, plant m4music, sich anderweitig zu engagieren. So wird sich das nächste Online-Panel am 16. April 2020 des Themas Multikulti würkli(ch)? – Über Migration, Kultur und Diversität annehmen. Im Fokus der Diskussionsrunde steht die Erkenntnis, dass unsere Gesellschaft von Migration geprägt ist. Doch obschon mehr als 50 Prozent der 15- bis 35-Jährigen in der Schweiz einen Migrationshintergrund haben, lässt sich dies beispielsweise in den Feuilletons kaum erkennen. Was zur Frage führt, warum hierzulande die multikulturelle Musikszene nicht stärker im Rampenlicht steht.

Ebenfalls noch im April wird die Demotape Clinic erstmals digital durchgeführt. Die vier Kategoriensieger und der Gewinner des Demo of the Year werden am 28. April online verkündigt. Und im Hintergrund beginnen bald wieder die Vorbereitungen fürs m4music 2021, wie Philipp Schnyder weiss: «Wir starten schon jetzt wieder mit dem Booking!»

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